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Welche Klient*innen sind bei Ihnen in der Psychotherapie besonders gut aufgehoben? Personen, die neugierig auf sich selbst sind, die Raum und Zeit für sich brauchen bzw. nehmen wollen ... und die bereit dazu sind, sich auf eine emotionale Erforschung ihrer Innenwelt im Rahmen der therapeutischen Beziehung einzulassen. Personen, die (vielleicht) eine Psychoanalyse im Liegen auf der Couch machen wollen; dieses Vorhaben ist viel mehr als eine zweckmäßige Krankenbehandlung und führt zu einer bleibenden Veränderung im Einklang mit dem eigenen Ich. Kandidat:innen für das Fachspezifikum POP, die eine Lehrtherapie suchen: Die ersten 100 Einheiten Lehrtherapie finden 2x pro Woche im Sitzen statt. Ab dann kann mit 3x (oder 4x) pro Woche im Couch-Setting weitergearbeitet werden: das hochfrequente Couch-Setting lädt in besonderer Weise dazu ein, dem Ablauf des unbewussten Geschehens zu folgen, das eigene Innere zu erforschen, eine psychoanalytische Identität bzw. Haltung zu festigen und zu internalisieren u.a. Die psychoanalytische Haltung bedeutet: ein gleichschwebend aufmerksames Zuhören und assoziatives Herstellen von Verbindungen, ein tendenzloses Sich-Zeit-Nehmen, In-Schach-Halten von Intellektualisierung, Aushalten von Nicht-Wissen, die Nutzung von Übertragung und Gegenübertragung u.a. Wird diese Grund-Haltung ausreichend internalisiert, dient sie sowohl der späteren angestrebten 'Selbstanalyse' - als auch einer späteren psychoanalytischen Tätigkeit (egal, in welcher Frequenz bzw. in welchem Setting diese dann ausgeübt wird...). Für eine tiefgehende Internalisierung der psychoanalytischen Haltung empfehle ich, mind. 400 Einheiten einzuplanen (das ist auch die Mindestanzahl, um später einmal selbst lehrtherapeutisch tätig sein zu dürfen): 100 Einheiten im Sitzen plus mind. 300 Einheiten im (3std.) Couch-Setting entsprächen einer Dauer von mind. vier Jahren - das ließe sich gut vereinbaren mit der im POP-Curriculum vorgeschriebenen Anforderung, mind. bis zum Ende des ersten eigenen 'Kontrollfalles' in Selbsterfahrung zu bleiben. |
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Welche Klient*innen sollten eher NICHT zu Ihnen in Psychotherapie kommen? Personen, die Handlungsanweisungen oder konkrete Ratschläge von mir erwarten. Das Bedürfnis danach darf natürlich vorhanden sein! Obwohl ich in der Regel keine Ratschläge gebe, kann es lohnend sein, sich diesem Bedürfnis zu widmen;) |
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Welche besonderen Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach in Ihrem Beruf gefordert? Meiner Meinung nach ist es essentiell, eigene Untiefen und Schwächen gut zu kennen, und diese nicht zu fürchten. So gelingt es, authentisch und professionell gleichzeitig zu arbeiten. Mit meinen Patient:innen kann ich mich tief verbunden fühlen, während ich fest in mir selbst verankert bleibe. Eigene Empfindungen in der Begegnung können - so paradox das klingt - 'objektiv-neutral' wahrgenommen werden und ein Hilfsinstrument sein, um die innerpsychischen Schwierigkeiten der Patient:innen zu begreifen. Ich halte es für gefährlich, wenn Therapeut:innen Schwieriges bzw. das so genannte 'Gestörte' als etwas betrachten, das ausschließlich oder primär in den Patient:innen vorhanden ist. Es ist eine wichtige Fähigkeit in diesem Beruf, das eigene Innere nie projektiv zu verleugnen bzw. auszublenden, sondern selbstverantwortlich damit umzugehen - d.h. sich der Wahrheit (des eigenen Unbewussten) zu verpflichten. |
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Arbeiten Sie auch mit Berufskolleg*innen oder mit Expert*innen aus anderen Berufsgruppen zusammen? Ja: beim Psychosozialen Dienst (PSD Wien) arbeite ich im multiprofessionellen Team mit Psychiater:innen, Sozialarbeiter:innen, Ergotherapeut:innen, Pflegefachkräften u.a. Allerdings bin ich mittlerweile nur noch wenige Wochenstunden am Ambulatorium - vorwiegend bin ich in meiner eigenen Praxis tätig. Aufgrund meines Quellenberufes (klinische Psychologin), psychotherapeutischer bzw. psychoanalytischer Ausbildungen inklusive diverser Fortbildungen, sowie jahrzehntelanger Berufserfahrung, bin ich mit psychischen Problemen vertraut - von leichten Schwierigkeiten bis hin zu schwerwiegenden psychischen bzw. psychiatrischen Erkrankungen. Zudem biete ich Selbsterfahrung für 'psychisch gesunde' Menschen an (anrechenbar für manche Ausbildungen). |
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Bieten Sie auch selbst Veranstaltungen an (Seminare, Workshops, Gruppen, Vorträge usw.)? Für Psycholog:innen in Ausbildung zur klinischen Psychologie oder Gesundheitspsychologie sowie für das Psychotherapeutische Propädeutikum leite ich zirka monatlich eine offene mehrstündige Gruppensupervision (im Blockformat an Sonntagen, online via ZOOM). Dieses Arbeiten mit angehenden klinischen Psycholog:innen bzw. Psychotherapeut:innen empfinde ich als lebendig und bereichernd. Nähere Infos finden Sie auf meiner Webseite unter dem Menüpunkt 'Angebot'! www.elisabethloibner.info |