Verschiedene Depressionsformen

Depressionen treten in bestimmten Typen und Verlaufsformen auf. Die Symptome sind oft ähnlich, die Ursachen können jedoch sehr unterschiedlich sein. Wir haben die wichtigsten Formen zusammengefasst.

In medizinischen Fachkreisen werden verschiedene Typen von Depressionen nach einem von zwei internationalen Standards klassifiziert: Dem ICD-11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) oder dem DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders).

Angelehnt an diese Einteilungen finden Sie hier eine kurze Beschreibung der wichtigsten Depressionsformen.

Die Klassifizierung der unterschiedlichen Depressionstypen haben sich im Laufe der Zeit geändert. Die klinischen Richtlinien werden regelmäßig aktualisiert und überarbeitet. Da kann es passieren, dass bestimmte Begriffe nicht mehr verwendet werden bzw. als veraltet gelten. Da manche Betroffenen Ihre Diagnosen bereits vor vielen Jahren erhalten haben und sich viele der Begriffe nach wie vor in der Fachliteratur finden scheint es sinnvoll, diese auch kurz zu erklären.

Vergessen Sie nicht, dass eine genaue Diagnose nur von einem Facharzt oder klinischen Psychologen gestellt werden sollte. Der folgende Überblick soll Ihnen helfen, die Krankheit ein wenig besser kennen zu lernen.

Endogene Depression

Die endogene Depression ist veraltete Bezeichnung für das, was man gemeinhin als „klassische“ Depression versteht. „Endogen“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Ursachen der Depression im „Inneren“ liegen, also körperlich bedingt sind. Es mag zwar äußerliche Auslöser geben, Hauptgrund der depressiven Stimmung sind jedoch nicht näher definierte körperliche Vorgänge. Salopp formuliert könnte man sagen: „Man ist einfach so“. Menschen sind eben unterschiedlich. Der eine ist groß, der andere klein, manche sind fröhlicher und einige sind eben depressiv.

Häufig findet man die Einteilung in Untertypen:

Typ Beschreibung
Unipolar Die Stimmung ist gedrückt, unterhalb des Bereiches der als „normal“ angesehen werden kann. Die Stimmung kann phasenweise besser werden und ist dann weitgehend im Normalbereich. Depressive Phasen sind deutlich unterhalb der Norm.
Bipolar I Depressive und manische Phasen wechseln sich ab. Während der manischen Phase ist die Stimmungslage übertrieben positiv, weit über dem was als „normal“ gilt.
Bipolar II Depressive und manische Phasen wechseln sich ab. Während der manischen Phase ist die Stimmungslage übertrieben positiv, aber deutlich unterhalb von Bipolar I

Psychogene Depressionen

Die psychogene Depression stellt das Gegenstück zur endogenen Depression dar. Die Auslöser sind in der Regel gut erkennbar und im psychischen Bereich zu suchen: Krisen, Todesfälle, andere psychische Erkrankungen, etc. Dazu zählen etwa:

Typ Beschreibung
Reaktive Depression Depressionen können als Reaktion auf belastende Ereignisse entstehen. Beispiele wären etwa der Tod eines nahen Angehörigen, selbstverschuldete Unfälle, Trennung oder die Diagnose einer schweren Krankheit. Da solche Erfahrungen relativ häufig vorkommen machen reaktive Depressionen einen großen Teil der diagnostizierten Depressionen aus.
Neurotische Depression Es wird eine Störung des Erlebens angenommen. Betroffene bewerten auf Grund früher gemachter Erfahrungen bestimmte Ereignisse in ihrem Leben anders. Ein Beispiel wären etwa traumatische Erlebnisse in der Kindheit, welche zu einem geringen Selbstwert geführt haben. Beziehungsprobleme, z.B. ein Seitensprung des Partners, können dann unter Umständen eine neurotische Depression auslösen.
Depressive Entwicklung Kennzeichen ist eine langsame Entwicklung während dauerhafter Belastungszustände. Sie entstehen durch anhaltende emotionale Belastungen, etwa dem Pflegen eines Angehörigen, familiäre Schwierigkeiten oder chronische Schmerzen. Ursache sind nicht die körperlichen Symptome der Belastung sondern der damit verbundene emotionale Druck. Häufig wird auch von „Erschöfpungsdepressionen“ gesprochen - irgendwann sind „die Batterien leer“, Resignation und Hoffnungslosigkeit stellt sich ein.

Somatogene Depression

Somatogene Depressionen haben ihren Ursprung in körperlichen Erkrankungen oder sind direkte Folge einer Substanz. Die Krankheiten können verschiedene Bereiche des Körpers betreffen, haben aber immer Einfluss auf die Stimmungslage. Beispiele sind etwa Demenz, Schilddrüsenstörungen oder bestimmte Krebserkrankungen. Dazu kommen Störungen der Affekts durch Substanzmissbrauch oder Medikamente. Da zählen etwa Suchtmittel aber auch Medikamente gegen Bluthochdruck, Neuroleptika oder Zytostatika.
Depression in besonderen Lebenslagen

In manchen Phasen des Lebens ist man für Gemütsschwankungen besonders anfällig. Je nach Ursache haben sich verschiedene Bezeichnungen für die Depressionen etabliert:

Typ Beschreibung
Klimakterische Entwicklung Während der Wechseljahre kann es aufgrund der hormonellen Umstellungen und Änderungen im Lebenswandel vermehrt zu Depressionen kommen.
Wochenbettdepression Kurz nach der Geburt ihres Kindes kann es bei Müttern zur sogenannten Wochenbettdepression kommen. Auslöser sind die körperlichen und hormonellen Änderungen im Körper, aber auch Überforderung und die plötzliche Änderung der Lebensführung.
Altersdepression Ab etwa dem 65. Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit einer Altersdepression. Die Gründe sind vielfältig:
  • Eine Zunahme an körperlichen Gebrechen
  • der Wechsel vom Berufsleben in die Pension
  • der Verlust des Partners oder enger Freunde
  • nachlassende Leistungsfähigkeit
  • weniger soziale Kontakte, Vereinsamung
  • Abhängigkeit von Pflege und Fürsorge

Häufig werden die depressiven Symptome bei älteren Menschen nicht richtig gedeutet. Freud- und Lustlosigkeit wird leider häufig als „Teil des älter werden“ bagatellisiert oder als Symptom des geistigen Abbaus interpretiert.

Unabhängig von der jeweiligen Form der Depression ist eine Behandlung dringend empfohlen.


Quellen:
Manfred Wolfersdorf, Springer Verlag: Depressionen verstehen und bewältigen

Autor: Benjamin Slezak

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