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Lexikon > Tod



Der Tod (wie englisch to die von germanisch dau, ‚sterben‘)1 ist das Ende des Lebens bzw. (als biologischer Tod bei einem Lebewesen) das endgültige Versagen aller lebenserhaltenden Funktionsabläufe.2 Der Übergang vom Leben zum Tod wird Sterben genannt, der eingetretene Tod auch Exitus letalis.

Schwierigkeit einer Definition


Die Schwierigkeit einer für alle Lebewesen gültigen Definition lässt sich durch die Beispiele Tod von Einzellern und Tod von Säugetieren verdeutlichen. Im ersten Fall ist der Tod entweder durch den unumkehrbaren Verlust der Zellintegrität (Lyse) oder den unumkehrbaren Verlust der Zellteilungsfähigkeit (durch Zerstörung des Genoms) definiert, im zweiten Fall durch die unumkehrbare Desintegration lebensnotwendiger Organe wie des Herzkreislaufsystems und des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark), was wiederum durch das Absterben der einzelnen Zellen ausgelöst wird. Das Sterben ist ein Prozess und das Eintreten des Todes lässt sich selten exakt einem Zeitpunkt zuordnen. Der Tod ist der Zustand eines Organismus nach der Beendigung des Lebens und nicht zu verwechseln mit dem Sterben und Nahtoderfahrungen, die ein Teil des Lebens sind.

Tod als biologisches Phänomen


Die biologische Begründung für den natürlichen Tod – und des Alterns – wird von Wissenschaftlern im Mechanismus der Evolution vermutet: Hat ein Lebewesen sein Erbgut erfolgreich weitergegeben (sind die Nachkommen überlebensfähig), dann existiert das Erbgut in den Nachkommen fort. Ereignisse, die erst nach der letzten erfolgreichen Weitergabe des Erbguts auf den weitergebenden Organismus wirken, haben keine direkte Auswirkung auf den Genpool der Art. Folglich können sich im Erbgut Faktoren ansammeln, die das weitere Leben nach der erfolgreichen Erbgutweitergabe bestimmen, ohne dass sie dem Selektionsdruck ausgesetzt sind. Dazu zählen Erbkrankheiten, die erst im fortgeschrittenen Alter ausbrechen, wie die Nervenkrankheit Chorea Huntington. Diese „genetisch unaufgeräumten Winkel“ verursachen, so die Theorie, den Alterstod. Dass der Alterstod nicht zwangsläufig sein muss, zeigen Experimente mit bestimmten Seegurken-Arten: Diese konnten über Jahrzehnte am Leben erhalten werden, ohne dass Alterungserscheinungen auftraten. Voraussetzung für die völlige Aussetzung der Selektion ist, dass es ein Alter gibt, von dem an eine Fortpflanzung nicht mehr möglich ist. Bei Lebewesen, die sich durch Knospung vermehren, ist dies oft nicht gegeben. Diese sollten nach dieser Theorie potenziell unsterblich sein.
Zwei Faktoren können jedoch nach der „Erbgutweitergabe“ einen Selektionsdruck auf Gene bewirken, die sich auf den Todeszeitpunkt auswirken: Bei vielen Lebewesen ist es Aufgabe der Eltern, ihre Nachkommen großzuziehen. Sterben die Eltern während dieser Zeitspanne, verringern sich die Chancen für das Überleben der Nachkommen und somit auch für die Weitergabe ihres Erbgutes an die nächste Generation. Andererseits würde ein extrem langes Weiterleben nach der Fortpflanzung oder gar nach dem Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit dazu führen, dass für die Nachkommen weniger Platz und Ressourcen in ihrem Habitat vorhanden sind. In dieser Hinsicht ist der Tod der Eltern nützlich und notwendig für die Nachkommen.
Evolutionsbiologisch betrachtet, hat eine rasche Abfolge der Generationen den Vorteil, dass eine schnellere Anpassung an veränderte Umweltbedingungen möglich ist: Veränderter Selektionsdruck kann dann rasch zu einer Veränderung des Genpools führen. Dem steht entgegen, dass für komplexere Lebewesen längere Entwicklungs- und Lebensspannen (Zeitspannen für die Fortpflanzung) erforderlich sind.

Todesursachen


Todesursachen werden in der Medizin im Fachgebiet Epidemiologie behandelt. Es gibt häufige, seltene und geschlechtsspezifische Todesursachen beim Menschen. Die Mortalität drückt die Wahrscheinlichkeit aus, an einer Krankheit zu sterben. Im engeren Sinne unterscheidet man beim Eintritt des Todes einerseits konkret fassbare Ursachen, andererseits werden aus den jeweiligen Umständen des Todes einer Person abgeleitete, psychogene Faktoren diskutiert, die als Ursache des Todes in Erscheinung treten sollen.
  • Zu den natürlichen Todesursachen zählen Krankheiten und das Versagen von Körperfunktionen.
  • Zu den nicht natürlichen Todesursachen rechnet man Verletzungen (Unfälle, Verbrechen, Krieg), Vergiftungen und Suizide. Bei Verkehrsunfällen beispielsweise versterben viele der Unfallopfer an den Folgen eines Polytraumas.

Der Anteil tödlicher Herz-Kreislauferkrankungen, Unfälle und Verletzungen sinkt. In Deutschland ist zwischen 1990 und 2004 die Rate der durch Herz-Kreislauf-Krankheiten und sogenannte äußere Ursachen bedingten Todesfälle deutlich zurückgegangen. Die Sterblichkeitsraten bei Herz- Kreislauf-Krankheiten reduzierten sich zwischen 1990 und 2004 bei Männern um 38,2 und bei Frauen um 33,1 Prozent. Die Sterblichkeit infolge äußerer Ursachen sank bei Männern um 32,7, bei Frauen um 40,1 Prozent. Dagegen ging die Krebssterblichkeit bei Frauen nur um 15,8 und bei Männern um 18,7 Prozent zurück. 2011 waren in Deutschland 40,2 % der Todesfälle auf Herz- Kreislauf-Erkrankungen und 26 % auf Krebserkrankungen zurückzuführen.3

Der Übergang vom Leben zum Tod


Der Sterbevorgang ist der Übergang vom Leben zum Tod. Die genaue Grenze zwischen Leben und Tod ist schwer zu definieren. Je weiter man von der Grenzzone zwischen beidem entfernt ist, desto klarer scheint der Unterschied zwischen Leben und Tod, je näher man an der Grenze ist, desto unschärfer wird sie. So können Lebewesen, die bereits einen Herzstillstand haben, manchmal erfolgreich wiederbelebt werden (s. a. Nahtoderfahrung). Ebenfalls können nicht nur einzelne Zellen und Gewebe, sondern auch das Rückenmark (als Teil des Zentralnervensystems) während des „intermediären Lebens“ noch viele Stunden nach eingetretenem Hirntod auf äußere Einflüsse reagieren. Auch hier hängt das Festlegen eines „Todeszeitpunkts“ von der Art und Weise der Definition ab.
Bei Menschen ist es in aller Regel Aufgabe eines Arztes, den Tod festzustellen. Für eine Organentnahme zur Organtransplantation wird der Tod über den Hirntod definiert. Zur Feststellung des endgültigen Todes dienen die sicheren Todeszeichen.

Der Tod von Menschen aus rechtlicher Sicht



Gesetzliche Definition



Deutschland


Im deutschen Recht gibt es keine gesetzliche Definition des Todes. Das Transplantationsrecht verlangt für eine Organentnahme bei einem Menschen (neben anderen Voraussetzungen) kumulativ den Tod des Organspenders ( Abs. 1 Nr. 2 TPG) sowie den endgültigen, nicht behebbaren Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms (Gesamthirntod, Abs. 2 Nr. 2 TPG). Damit hat der Gesetzgeber keine Definition des Todes vorgenommen, sondern den Gesamthirntod lediglich als notwendige Bedingung für die Organentnahme festgeschrieben. In der Rechtspraxis wird allerdings unter Tod i. S. d. Abs. 1 Nr. 2 TPG der Gesamthirntod verstanden. In zumeist ausdrücklicher Anlehnung an das Transplantationsrecht greift die Rechtsprechung auch in anderen Rechtsgebieten in Zweifelsfällen auf den Gesamthirntod als Todesdefinition zurück.
Der Sterbefall ist spätestens am dritten auf den Tod folgenden Werktag mit Vorlage des Totenscheins dem zuständigen Standesamt anzuzeigen ( Personenstandsgesetz), welches den Sterbefall beurkundet und eine Sterbeurkunde erteilt. Meldepflichtig sind nach und PersStG Mitbewohner der Wohnung, in der der Verstorbene gelebt hat, und Leiter von Anstalten, Kliniken, Heimen, wenn der Verstorbene dort gestorben ist.
Der tote menschliche Körper ist ein Leichnam, der totenfürsorgebedürftig ist. An einer Leiche gibt es kein Eigentum, sondern nur Aneignungsrechte. Die Totenfürsorgepflichtigen sind nach Bestattungsrecht der Bundesländer zur Durchführung der Bestattung verpflichtet. Der Erbe ist nach BGB zur Zahlung der Bestattungskosten verpflichtet.

Schweiz


Das Schweizer Transplantationsgesetz vom Dezember 2003 definiert in Art. 9 Satz 1 den Tod eines Menschen als den .

Erbrecht


Der genaue Todeszeitpunkt kann bei erbrechtlichen Fragen eine Rolle spielen. Mit dem Tod endet die Rechtsfähigkeit des Menschen, wenn auch das postmortale Persönlichkeitsrecht und gewisse weitere Schutzrechte (z. B. in Form der Schweigepflicht) fortdauern.

Rechtsmedizin


Zur Aufklärung von Verbrechen sowie für Erbschaftsfragen ist gelegentlich die Feststellung der Todesursache oder die Feststellung des Todeszeitpunktes von Bedeutung. Dies ist Aufgabe der Rechtsmedizin.

Todesursache


Bei den – zumindest aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht – konkret fassbaren Todesursachen versucht man, die gewaltsamen von den nicht gewaltsamen Todesursachen zu unterscheiden. Diese grobe Unterteilung wird von den für die Untersuchung zuständigen Amtspersonen mit dem Begriff Todesart bezeichnet und kennt die Möglichkeiten natürlich und nicht-natürlich. Die Bezeichnung als ungeklärt benennt ein unvollständiges (manchmal vorläufiges) Untersuchungsergebnis. Eine nach dem Tod eines Individuums letztlich ermittelte „Todesursache“ ist eine rekonstruktive Formulierung, die das Ergebnis eines umsichtigen Einreihens der einzelnen zur Verfügung stehenden Beobachtungen in einen Erfahrungsrahmen ist, die umso besser gelingt, je mehr Beobachtungen zur Verfügung stehen.
Die Formulierung von Todesursachen kann Fehlern unterliegen: beispielsweise ungenügende Untersuchung der verstorbenen Person oder Verkennen kausaler Zusammenhänge. Das Spezifitäts-Paradox ist ebenfalls ein nicht seltener Fehler: Nur weil eine bestimmte Beobachtung besonders genau dokumentiert wurde, ist sie nicht allein deswegen der wichtigste Faktor im pathophysiologischen Sterbeprozess. Die Untersuchung einer Todesursache bedingt, je nach konkreter Fragestellung, eine äußere Leichenschau, eine autoptische Leichenöffnung und eine toxikologische Untersuchung mit der Frage nach Vergiftung. Die Frage nach Vergiftung durch Drogen wie Alkohol oder Medikamente oder durch andere Substanzen kann bei ausschließlich äußerer Untersuchung meist nicht beantwortet werden.
Welche Untersuchungsschritte zur Etablierung einer Todesursache unabdingbar sind, hängt zum einen vom öffentlichen Anspruch an das Ergebnis der Todesursachenbestimmung ab, zum anderen von den konkreten Gegebenheiten. Es gibt Ereignisarten, die im Interesse einer funktionierenden Rechtspflege nicht übersehen werden sollten; dazu gehören Tötungen, Vernachlässigungen, medizinische Behandlungsfehler, Unfälle als Folge technischer Mängel, Unfälle als Folge verantwortungslosen Handelns; und man kennt meldepflichtige infektiöse Erkrankungen, deren Vorliegen mitunter nach Abschluss einer amtlichen Untersuchung konstatiert werden kann.
Die von Amtes wegen vorgeschriebene Strategie zur Untersuchung von Todesursachen unterscheidet sich daher auch von Gesetzgebung zu Gesetzgebung. Zweckmäßig ist mindestens
  1. das routinemäßige Durchführen einer toxikologischen Untersuchung von Blut und Urin,
  2. die routinemäßige Inspektion der äußeren Körperoberfläche und
  3. die routinemäßige Untersuchung der dem Tod vorausgehenden Umstände und der Auffindesituation bei jedem Todesfall durch
  4. geschultes Personal.
Ohne triftigen Grund sollte keiner dieser vier für die Todesursachen-Untersuchung wichtigen Bereiche ausgelassen werden. Es erstaunt daher nicht, dass Gesetzgebungen, die auf eine oder mehrere dieser vier für die Todesursachen-Untersuchung wichtigen Bereiche verzichten, zu Überraschungen führen können.

Todeszeitpunkt


Zur Feststellung des Todeszeitpunktes oder der Leichenliegezeit stehen der Rechtsmedizin verschiedene Methoden zur Verfügung. So geben die Beurteilung der Totenstarre und der Leichenflecken grobe Richtwerte (Beginn der Totenstarre nach 2–4 Stunden, volle Ausprägung nach 6–8 Stunden, Lösung nach 2–3 Tagen). Als eine der genauesten Methoden gilt die Bestimmung der Körperkerntemperatur, die unter Berücksichtigung der Außentemperatur, des Körpergewichtes und der Auffindungsumstände zur Berechnung der Abkühlzeit benutzt werden. Ebenfalls zur Ermittlung der Todeszeit werden Insektenlarven beurteilt. Daraus hat sich eine eigene Forschungsrichtung der Rechtsmedizin, die forensische Entomologie, entwickelt.

In der Philosophie und Religion


Zu den Konsequenzen des Todes für das betroffene Individuum lassen sich vier philosophische Grundhaltungen unterscheiden:
  1. Der Tod ist das endgültige Ende der körperlich-organischen und der aktiven, physisch feststellbaren geistigen Existenz eines Lebewesens (z. B. Ganztodtheorie)
  2. Der Tod ist nur eine Phase, die schließlich zu einem neuen individuellen Leben führt (Wiederverkörperung durch Reinkarnation)
  3. Der Tod ist der unumkehrbare Übergang in einen anderen Seinszustand (Weiterleben in einem Totenreich, Jenseits, Auferstehung, Himmel, Unsterblichkeit) s. a. Leben nach dem Tod
  4. Leben und Tod sind indifferent (in einigen mystischen Richtungen, wie im Zen)

Unterschiedliche Auffassungen in Religionen und philosophischen Richtungen werden im Artikel Leben nach dem Tod behandelt (s. a. Nahtoderfahrungen).

Nachtod-Kontakt und Medium


Manche glauben an Nachtod-Kontakte bzw. daran, dass sog. Medien Kontakte zu verstorbenen Menschen herstellen können. Dieser sog. Mediumismus ist in Europa insbesondere stark in England, Wales und in der Schweiz verbreitet. In England und Wales gilt Medium als anerkannter Beruf mit eigener Gewerkschaft und eigenen Schulen und Ausbildungzentren.
In England und Wales treten Medien in vielen Kirchen auf. In der Schweiz führen viele Medien eigene Praxen, treten auf großen Bühnen und im Fernsehen auf und arbeiten u. a. mit der Polizei für Ermittlungsarbeiten zusammen (s. Medium).

Rezeption, der Umgang mit dem Tod in der Gesellschaft


Der Umgang mit dem Tod fällt in der heutigen Gesellschaft schwer, so gibt es nur für wenige Begriffe so viele Synonyme und abmildernde Bezeichnungen wie für den „Tod“.
Der direkte Umgang mit dem Tod ist seltener geworden, da er häufig nicht mehr im Kreise der Familie oder inmitten von Gefährten (wie im Krieg oder im Katastrophenfall) eintritt, sondern in Kliniken und der Leichnam daraufhin von Bestattungsunternehmen übernommen wird.

Kultursoziologischer Ansatz


Der soziale Umgang mit dem Tod hängt zunächst stark davon ab, ob eine Kultur den „Tod“ als Tatsache verneint oder bejaht.4 Sie betonen damit eine der beiden Möglichkeiten, die in jedem einzelnen Menschen psychisch präsent sind, denn einerseits lernt er glaubhaft bereits im Jugendalter „Alle Menschen sind sterblich“ und andererseits hat er bis an die Schwelle von schwerer Krankheit oder Alter die innerliche Überzeugung, er lebe immer weiter.
Verneint eine Kultur die Endgültigkeit des Todes, so müssen bereits die Lebenden mit dem Weiterwirken der Verstorbenen rechnen, müssen sie eventuell auch fürchten, sich auf ihren eigenen physischen Tod einstellen, um ihr andersartiges Weiterleben zu optimieren. Beispielsweise um Strafen für diesseitige Schuld im Jenseits zu vermeiden. Entsprechend entwickeln solche Kulturen Konzepte des körperlichen oder geisterhaften Weiterlebens, der Wiedergeburt, des Ewigen Lebens und entsprechende Bräuche und Rituale, wie behausende Bestattungsformen, Ahnenkulte, Opfer und Fürbitten.
Verneint eine Kultur jedes diesseitige oder jenseitige Weiterleben, sieht sie also den Tod als endgültig an – wie die alten Griechen den Hades –, so sind ihre Mitglieder ganz darauf verwiesen, ihr Diesseits zu gestalten und ihr Weiterleben im Diesseits zu beeinflussen, vor allem also für ihr Angedenken, im stärksten Fall für ihren Nachruhm zu sorgen. Auch hier finden sich darauf abgestimmte Bräuche und Rituale (erinnernde Grabmale, regelmäßige Gedenktermine, Gedenkstätten).

Psychoanalytischer Ansatz


Hier wird mit der Entgegensetzung und -wirkung des Sexual- und des Todestriebs in jedem Einzelnen gearbeitet.5 Beide Triebe sind nicht auslebbar, also müssen sie minder oder mehr unterdrückt werden. Dies geschieht nicht nur bewusst, sondern – angesichts der Stärke dieser Triebe vorhersehbar – auch unbewusst. Entsprechend wird der Tod verdrängt oder so verarbeitet, dass er ins Vorbewusste zurücktritt und alltags den Menschen nur gelegentlich behelligt. Doch verschwindet er nicht völlig, sondern macht sich in Gewohnheiten, wie regelmäßigen angstvollen Gebeten, Träumen oder Neurosen, bemerkbar.
Wie viel Triebunterdrückung nötig erscheint, hängt wiederum von der jeweiligen Kultur ab – von der vorherrschenden Todesbejahung (als Heldentod) bis zur vorherrschenden Todesverneinung (als Höllenangst).

Forschung und Wissenschaft


Mehrere Wissenschaften befassen sich direkt mit dem Tod und, im Zusammenhang damit, mit den Sterbenden und Hinterbliebenen:
  • Thanatologie
  • Thanatosoziologie (als spezielles Teilgebiet der Soziologie)
  • Palliativmedizin
  • Psychologie
  • Theologie
  • Philosophie
  • Pädagogik

Der Tod des Menschen gehört auch zum Forschungsbereich der Sterbeforschung und dort insbesondere die Nahtoderfahrung.

In Literatur und Kunst


Oftmals wird der Tod in der Literatur personifiziert, etwa
  • in Johannes von Tepls Der Ackermann aus Böhmen,
  • im Märchen der Gebrüder Grimm Der Gevatter Tod,
  • in Hugo von Hofmannsthal Jedermann,
  • in Wolfgang Borcherts Draußen vor der Tür,
  • in Woody Allens Einakter Death Knocks („Der Tod klopft“, vertont von Christian Jost) oder
  • in Terry Pratchetts Mort („Gevatter Tod“).
  • In Paul Celans Gedicht Todesfuge heißt es: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“.

Ein zentrales Thema bildet der Tod bei Thomas Mann, so bereits in seinen frühen Erzählungen (Der Weg zum Friedhof, Der Kleiderschrank), vor allem aber in Der Tod in Venedig und Der Zauberberg.
Zentrales Thema ist der Tod auch in den Werken vieler anderer Autoren, wie z. B. in:
  • Lew Tolstois Der Tod des Iwan Iljitsch (1886)
  • Eyal Meggeds Unter den Lebenden (2015)

In der darstellenden Kunst wird die Vergänglichkeit des Lebens mit Hilfe verschiedener Vanitas-Symbole dargestellt. Der Tod wird oft als Skelett mit Sense (Sensenmann) oder Schädel gezeigt. Die Sense dient dazu, die Seele vom Körper zu trennen.
Das Faktum, das Jahr oder das Datum des Todes eines Menschen aber auch das Ausgestorben-Sein einer Tier- oder Pflanzenart wird häufig, insbesondere in christlich dominierten Kulturen mit dem Schriftzeichen Kreuz † dargestellt. Für Bergleute und geschlossene Bergwerke gibt es die gekreuzten "Hämmer" in der Orientierung der Hammerköpfe nach unten. Pfadfinder kennen dafür das Kreissymbol mit fettem Punkt in der Mitte mit der allgemeinen Bedeutung als Bodenzeichen "Ich habe meine Aufgabe getan."

In der Alltagssprache


Der Tod von Menschen ist oft ein Tabuthema. Daher haben alle Sprachen euphemistische Ausdrücke, um den Tod zu umschreiben. Oft handelt es sich dabei um Ausdrücke, die anstelle der Endgültigkeit des Todes einen Übergang in ein potentielles Jenseits betonen. In der deutschen Sprache sind Euphemismen wie Verlassen, Hinscheiden, Ableben, Heimgehen, Entschlafen, die letzte Reise antreten gebräuchlich. Regional wird auch häufig „Abberufen werden“ (zum christlichen Gott) verwendet. Stirbt ein Mensch unter besonders qualvollen Umständen, spricht man auch von umkommen oder umgangssprachlich gar von krepieren, abkratzen und verrecken, um die menschenunwürdigen Umstände seines Todes zu betonen. Ein Soldat, der bei Kampfhandlungen ums Leben gekommen ist, wird als Gefallener bezeichnet.
Zudem existieren viele saloppe Wendungen wie „“, „“, „über den Jordan gehen“,6 „über die Wupper gehen“,7 „sich die Radieschen von unten ansehen“ oder „das Zeitliche segnen“. Weitere Bezeichnungen für den Tod, die auf einen eher familiären Umgang mit ihm hinweisen, sind: Boanlkramer, Freund Hein, Schlafes Bruder, Gevatter Tod, der Schnitter oder Hein Klapperbein.
Der Tod nicht-menschlicher Lebewesen wird meist mit spezifischen Ausdrücken bezeichnet: getötete Tiere wurden eingeschläfert, sie krepierten oder verendeten, sie wurden von Tieren gefressen oder von Menschen geschlachtet, auch geschächtet, sie wurden von Jägern erlegt. Bei Pflanzen ist die Bezeichnung: sie sterben ab oder gehen ein.
Direkte Darstellungen des Todes als Wesen sind des Weiteren Boanlkramer, Charon, Dengelgeist, Shinigami, Davy Jones’ Locker oder Todesengel.
Je nach der zugrundeliegenden Auffassung gibt es verschiedene Vorstellungen, was nach dem Tod passiert: Fegefeuer, Limbus (Theologie), Partikulargericht, Leben nach dem Tod, Reinkarnation, Hölle

Filmische Dokumentationen


  • ARD [https://www.youtube.com/watch?v=C_KHpHlsAM4 Interview mit Elisabeth Kübler Ross von Günter Rolling, 1981]


Siehe auch


  • Totenfürsorge, Bestattungspflicht, Friedhof
  • Trauer, Hospizbewegung, Sterbehilfe
  • Todesrasseln (Rasselatmung)
  • Untoter


Literatur


  • Philippe Ariès: Geschichte des Todes. Aus dem Französischen von Hans-Horst Henschen und Una Pfau, München/Wien 1980; 10. Auflage. Dtv, München 2002, ISBN 3-423-30169-4.
  • Philippe Ariès: Studien zur Geschichte des Todes im Abendland. (Original: Essais sur l'histoire de la mort en Occident du Moyen-Age à nos jours. Paris 1975). München/ Wien 1976, ISBN 3-446-12284-2.
  • Richard Béliveau, Denis Gingras: Der Tod. Das letzte Geheimnis des Lebens. — Daten, Fakten, Unerklärliches. München 2012, ISBN 978-3-466-34570-0.
  • Norbert Fischer: Geschichte des Todes in der Neuzeit. Sutton, Erfurt 2001, ISBN 3-89702-342-3.
  • Alexander Lohner: Der Tod im Existentialismus. Eine Analyse der fundamentaltheologischen, philosophischen und ethischen Implikationen. Schöningh, Paderborn 1997, ISBN 3-506-75245-6. ([http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV011588019 Digitalisat BSB München])
  • Giovanni Maio: Tod. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1400–1402.
  • Marianne Mischke: Der Umgang mit dem Tod. Vom Wandel in der abendländischen Geschichte. Berlin 1996, ISBN 3-496-02583-2.
  • Sherwin B. Nuland: Wie wir sterben. Kindler Verlag, München 1994, ISBN 3-426-77237-X.
  • Norbert Ohler: Sterben und Tod im Mittelalter. Patmos, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-69070-6.
  • Christiane Frohmann (Hrsg.): Tausend Tode schreiben (E-Book), Berlin 2014, ISBN 978-3-944195-55-1.
  • Petra Gehring, Maxine Saborowski (Hrsg.): Ambivalenzen des Todes. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-20482-3.
  • Rolf Winau, Hans Peter Rosemeier (Hrsg.): Tod und Sterben. De Gruyter, Berlin/ New York 1984, ISBN 3-11-010001-0.


Weblinks


  • Shelly Kagan: [http://open.yale.edu/courses/philosophy/death/home.html Death], Open Yale Courses 2007 (Handouts, Transcripts, Videos, Audios)
  • [http://www.izpp.de/fileadmin/user_upload/Ausgabe_6_1-2012/12_1-2012_AssoziativesProjekt.pdf IZPP | Ausgabe 1/2012 | Themenschwerpunkt „Leben und Tod“ | Assoziatives Projekt zum Themenschwerpunkt] (PDF; 2,3 MB)
  • [http://www.spiegel.tv/filme/nahtod-special/ Video: Spiegel-TV: Nahtod-Spezial], Gibt es ein Leben nach dem Tod? Blick ins Jenseits, vom 9. März 2014
  • [http://webhistoriker.de/sterben-tod-mittelalter-fruehe-neuzeit/ WebHistoriker.de: Sterben, Tod und Jenseits – die Ansichten in Spätmittelalter und Früher Neuzeit]


Einzelnachweise


1 Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage, hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 780.
2 Ekkehard Grundmann (Hrsg.): Einführung in die Allgemeine Pathologie und in Teile der Pathologischen Physiologie. 5. Auflage. Stuttgart/ New York 1985, S. 4–6.
3 kma-online.de: http://www.kma-online.de/nachrichten/namen___nachrichten/todesursachen-krebs-auf-dem-vormarsch___id__29291___view.html?sid=afba9ac640cab7142e1b7c1c9f097ec0 Krebs auf dem Vormarsch
4 Dazu Franz Borkenau: Ende und Anfang. Von den Generationen der Hochkulturen und von der Entstehung des Abendlandes. Vorwort und Herausgeber Richard Löwenthal. Stuttgart 1995, ISBN 3-608-93032-9 (mit kritischer Behandlung zentraler Thesen Sigmund Freuds zum „Todestrieb“)
5 Sigmund Freud: Jenseits des Lustprinzips, 1920.
6 http://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=ueber+den+Jordan+gehen&bool=relevanz&suchspalte%5B%5D=rart_ou über den Jordan gehen. auf: redensarten-index.de
7 http://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~ueber%20die%20Wupper%20gehen&suchspalte[]=rart_ou über die Wupper gehen. auf: redensarten-index.de


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Tod

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