Autogenes Training ist ein auf Autosuggestion basierendes Entspannungsverfahren. Es wurde vom Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schultz aus der Hypnose entwickelt, 1926 erstmals vorgestellt und 1932 in seinem Buch
Das autogene Training publiziert.
12 Heute ist das autogene Training eine weit verbreitete und – beispielsweise in Deutschland
3 und Österreich sogar gesetzlich
4 – anerkannte Psychotherapiemethode.
Begriff
Autogen (zusammengesetzt aus
auto ‚ursprünglich, selbsttätig‘ und lat.
genero ‚erzeugen, hervorbringen‘) ist genau genommen nicht das Training, sondern die Entspannung: Der Begriff ist eine Verkürzung von
Training für autogene Entspannung, in der Bedeutung also von
Training für von innen heraus erzeugte Entspannung, im Gegensatz zu von außen erwirkte Entspannung.
In der Übungsphase wird die Entspannung heute häufig, gegen die Grundidee und die ausdrückliche Anweisung von Johannes Heinrich Schultz, dennoch zunächst von außen induziert, zum Beispiel durch einen Trainer oder durch einen Tonträger. Ziel ist jedoch die Entspannung von innen her, ohne äußeres Zutun und ohne äußere Unterstützung.
Der Begriff des autogenen Trainings wird häufig mit AT abgekürzt.
Geschichte
Methoden der Entspannung und Selbstbeeinflussung waren schon im Altertum bekannt, beispielsweise in der indischen Yogalehre oder der japanischen Zen-Meditation. Die geistigen Grundlagen dafür finden sich im buddhistischen Satipatthana. Allerdings sind diese Methoden kaum von der Weltanschauung der jeweiligen Lehre zu trennen, oder sie verlieren durch eine solche Loslösung an Wirkung.
Johannes Heinrich Schultz entwickelte mit dem autogenen Training eine Technik, die unabhängig vom kulturellen Umfeld und der Weltanschauung anwendbar sein sollte. Vor ihrer Ausarbeitung war er lange Zeit in einem Berliner Hypnose-Ambulatorium tätig. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, hat J. H. Schultz mit den Vorarbeiten zum autogenen Training vor dem Ersten Weltkrieg begonnen, nach wissenschaftlichen Prinzipien eine Selbsthilfemethode entwickelt und 1926 die erste Arbeit über die „Autogenen Organübungen“ veröffentlicht.
5 Die Veröffentlichung des Buches „Das autogene Training“ erfolgte 1932.
Grundlage für die Arbeiten und das Buch war seine Entdeckung, dass die meisten Menschen in der Lage sind, einen Zustand tiefer Entspannung allein mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft zu erreichen. So lässt sich beispielsweise bei Personen, die sich intensiv Wärme in ihren Armen vorstellen, tatsächlich eine Zunahme der Oberflächentemperatur messen, die auf eine Zunahme der Durchblutung zurückgeführt wird.
Die ursprünglichen Methoden von J. H. Schultz wurden seither aufgrund neuer Erkenntnisse erweitert. Während das autogene Training ursprünglich zur Unterstützung der psychotherapeutischen Behandlung kranker Menschen entwickelt wurde, wird autogenes Training heute ebenso von gesunden Personen angewendet, beispielsweise zur Erhöhung der allgemeinen Lebensqualität, zur Besserung sportlicher Leistungen oder des Lernens und zur Steigerung der Leistungsfähigkeit im Managementbereich.
Grundlagen und Klassifizierung
Das autogene Training entstand aus Beobachtungen, die Schultz im Rahmen seiner Hypnoseforschung machte. Schultz nannte sein Verfahren „konzentrative Selbstentspannung“, und diese Entspannung der Muskulatur war die Grundlage seiner Psychotherapiemethode. Die Ruhe entsteht Schultz zufolge durch die Muskelentspannung und die dem Gehirn in dieser Form mitgeteilte Meldung: „In der Peripherie herrscht Ruhe“. Innerhalb der psychotherapeutischen Verfahren ist das autogene Training somit dem Bereich der Körpertherapie zuzuordnen, weil der Ausgangspunkt und die Grundlage die zunächst nur körperlichen Veränderungen der Muskel- und Gefäßspannung sind.
Gleichzeitig kann das autogene Training als Selbsthypnose aufgefasst werden. Denn beim autogenen Training versetzt sich der Übende durch Autosuggestion selbst in den „umgeschalteten“ Zustand. Unter
Umschaltung versteht Schultz den Wechsel vom normalen Wachzustand in einen veränderten, hypnotischen Bewusstseinszustand. Diese Umschaltung wird – außer vor dem Schlafengehen – nach jedem Training wieder aufgehoben (im Fachjargon: „zurückgenommen“).
Stufen und Anwendungsbereiche
Allgemeines
Das autogene Training wird in drei Stufen gegliedert:
- Die Grundstufe (früher als Unterstufe bezeichnet): Ihre Techniken wenden sich an das vegetative Nervensystem.
- Die Organübungen: Die Organübungen regulieren die Funktionen der einzelnen Organe.
- Die Oberstufe: Ihre Methoden bezwecken die Beeinflussung des Verhaltens durch formelhafte Vorsatzbildung. Ihre Methoden erschließen unbewusste Bereiche des Trainierenden.
Die Anwendungsbereiche des autogenen Trainings bestehen für gesunde Menschen vor allem in der Stressreduktion, im Sport, in der Managerschulung, in der Vorbeugung gegen Burnout-Syndrom und im Bereich des Lernens.
Medizinische Indikationen für das autogene Training sind klassischerweise Neurosen, phobische Störungen und psychosomatische Erkrankungen, zum Beispiel Flug- und Platzangst, Magengeschwüre und Begleittherapien bei Krebserkrankungen.
Die Grundstufe und Mittelstufe
Die Grundstufe besteht aus 7 Übungen:
- Erleben der Ruhe
- Erleben der Schwere
- Erleben der Wärme
- Atem
- Sonnengeflecht
- Herzübung
- Stirnkühle
Wirkung der einzelnen Rapporte
Grundstufe
RuheDer Ruhe Rapport leitet die Entspannung ein.
SchwereDer Schwere Rapport lässt die Muskulatur erschlaffen. Wir erlauben uns, unser ganzes Körpergewicht an die Unterlage abzugeben. Die Muskulatur wird gelockert, Blockaden gelöst. Die Muskeln werden warm und besser durchblutet.
WärmeDie Wärmeübung erweitert die Arterien und Blutgefäße. Der Körper wird bis in die kleinen Kapillaren der Fingerspitzen und Zehen durchblutet. Eine wohlige Wärme breitet sich im ganzen Körper aus. Messbarer Anstieg der Körpertemperatur auf der Hautoberfläche.
Organübungen (Mittelstufe)
AtemJeder Atemzug vertieft die Ruhe. Die Atmung wird tiefer, Wechsel von der flachen Brustatmung in die tiefe Bauchatmung. Die Qualität der Atmung verbessert sich deutlich.
SonnengeflechtDer Bauch ist strömend warm. Magen, Darm und innere Organe entspannen sich, die Produktion von Magensäure wird reguliert, die Eigenbewegung des Darms (Peristaltik) wird gesteigert.
HerzDie Herzformel hilft den Blutdruck dauerhaft zu regulieren. Pulsschlag und Herzfrequenz werden normalisiert.
StirnkühleMeine Stirn ist glatt und kühl – dieser Rapport hilft die Gesichtsmuskeln zu entspannen. Anspannung und Kopfschmerzen weichen.
Die Suggestionen erfolgen in einfachen, kurzen Sätzen.
Die Mittelstufe / Organübungen
Die Mittelstufe ist eine veraltete Stufe im Autogenen Training, welche die Organübungen erfasst.
In der neueren Literatur wird die Mittelstufe nicht mehr erwähnt. Man spricht heute von der Grundstufe und den Übungen für Fortgeschrittene, den Vorsatzformeln.
Die Oberstufe
Die Oberstufe, schon von Schultz psychoanalytisch konzipiert, wird in verschiedenen Formen als Therapie angewendet, zum Beispiel in der formelfreien Methode von Hartmut Kraft oder in der analytischen Oberstufe von Heinrich Wallnöfer, die gezielt psychoanalytische Techniken anwendet. Eine Vorstufe zur analytischen Oberstufe ist das „Gestalten vor und nach dem autogenen Training“, mit dem der Übergang zum psychoanalytischen Arbeiten erleichtert werden kann.
Entsprechend der Verschiedenheit der Oberstufenmethoden gibt es auch eine unterschiedliche Zahl von Übungen. J. H. Schultz, Günther Krapf, Wolfgang Luthe, Karl Robert Rosa, Klaus Thomas und Heinrich Wallnöfer verwenden 7 bis 9 Formeln.
Übungen
Übungen der Grundstufe
Allgemeines
Das autogene Training wird meistens in Gruppen-, seltener in Einzelsitzungen, unter Anleitung eines Arztes, Psychologen oder eines anderen AT-Trainers innerhalb von 6 bis 8 Wochen erlernt. Möglich ist aber auch das Selbststudium mit Hilfe von Büchern oder CDs und DVDs.
Erfahrungsgemäß fällt das Erlernen der Methode in der Gruppe unter professioneller Anleitung einfacher im Vergleich zum Selbststudium und wurde schon seit Schultz empfohlen.
Während der Übung soll die Körperhaltung für den Trainierenden bequem sein. Man sollte wenigstens einmal täglich liegend und einmal täglich sitzend trainieren. Die traditionellen Haltungen sind:
- Droschkenkutscherhaltung.
- Sitzhaltung auf einem Stuhl.
- Sitzhaltung mit Armlehnen.
- Sitzhaltung mit Armlehnen und Kopfauflage.
- Liegehaltung.
- Schreibtischhaltung.
Da das Verfahren auf Autosuggestion beruht, stellen diese Haltungen bewährte, aber keinesfalls obligatorische Einstiegshilfen dar. Zum Erlernen ist in erster Linie wichtig, dass die eingenommene Haltung über den Zeitraum der Übung bequem ist, damit das Üben der Formeln nicht gestört wird. Mit wachsender Erfahrung spielt die Körperhaltung eine abnehmende Rolle.
Die Übungen der Grundstufe im Einzelnen
Geübt wird möglichst dreimal täglich. Der Übende soll sich bei den Übungen grundsätzlich wohl fühlen, eine angenehme Stellung einnehmen, kann gegebenenfalls seine Haltung auch verändern. Geübt werden soll wenigstens einmal täglich im Liegen und einmal täglich im Sitzen. Wie der Übende sich den Inhalt der Formeln am besten vorstellt, muss er individuell herausfinden. Wichtig ist, dass die Formeln immer im gleichen Wortlaut benutzt werden, damit eine Konditionierung zustande kommt.
Begonnen wird mit der Formel: ›Ich bin ganz ruhig‹ („Ruhetönung“). Diese Ruhe wird dann in der Schwereübung körperlich geübt:
SchwereübungJ. H. Schultz: „Ist der Aufgabensatz ›Ich bin ganz ruhig‹ in entsprechender Weise verstanden, so wird er nicht etwa geübt, sondern wir geben unseren Versuchspersonen als erste Übungsaufgabe die Formel: ›der Arm ist ganz schwer‹“.
6Die erste Übungsformel lautet daher konkret, zusammen mit der Bezeichnung des Arms: „Der rechte Arm ist ganz schwer.“ oder auch „Der dominante Arm ist ganz schwer.“, um Linkshänder gleich zu behandeln wie Rechtshänder. Dann folgt die Suggestion der Schwere beim anderen Arm. Die Verbreitung der Schwere auf den ganzen Körper wird nicht explizit geübt, stattdessen entsteht sie allmählich von selbst. Man nennt dies die
Generalisierung.
Nach geschätzten fünf bis sieben Wiederholungen der auf einzelne Körperbereiche bezogenen Entspannungsformel folgt als „Zielvorstellung“ die allgemeine Ruheformel: „Ich bin ganz ruhig.“
WärmeübungDie Formel lautet zum Beispiel: „Beide Arme sind ganz warm.“ Meist werden dann diese und die vorhergehende Übung zusammengezogen zu einer Gesamtübung: „Beide Arme sind ganz schwer und ganz warm.“
HerzübungWenn nicht medizinische Gründe eine andere Formel verlangen, wird als Nächstes das Herz angesprochen: „Das Herz schlägt ruhig und kräftig.“
AtemübungDas Ziel der Atemübung ist es, die Atmung der natürlichen Steuerung zu überlassen. Die Formel für die ersten Wochen lautet: „Die Atmung ist ruhig und gleichmäßig.“ Später kann die Formel – semantisch etwas eigenwillig – auch lauten: „Es atmet mich.“
Wie schon bei der Herzübung kann es medizinisch notwendig sein, eine andere Formel zu benutzen.
BauchwärmeDie Originalformel lautet: „Das Sonnengeflecht ist strömend warm.“ Die Formel kann durch „Der Bauch ist strömend warm“ ersetzt werden.
StirnkühleDie Stirnformel hat eine hohe mentale Klarheit zum Ziel: „Die Stirn ist angenehm kühl.“
Übende, die zu Migräne oder anderen Kopfschmerzen neigen, müssen die Stirnformel mit einem Arzt besprechen und können zum Beispiel die Ausweichformel „Der Kopf ist frei und leicht.“ verwenden.
Das BeendenWichtiger als konkrete Trainingserfolge ist das Erlernen des sogenannten „Zurücknehmens“. Das Zurücknehmen läuft folgendermaßen ab: Zuerst werden die Fäuste geballt. Dann schlägt man sich mit den fest geballten Fäusten mit kräftiger Muskelanstrengung auf die Schultern und lässt die Arme dann locker in die Ausgangslage fallen. Dies geschieht drei- oder fünfmal. Beim letzten Mal lässt man die geballten Fäuste oben, macht eine kurze Pause, atmet ruckartig tief ein, reißt dann gleichzeitig die Augen und die Fäuste auf und gibt einen kurzen, explosionsartigen Laut von sich. Fühlt sich der Trainierende daraufhin noch nicht frisch, wird der Vorgang wiederholt. Vor dem Schlafengehen, wo meist die dritte Übung stattfindet, wird nicht zurückgenommen. Stattdessen dreht sich die trainierende Person zur Seite und schläft ein.
Das Protokoll
Ein wichtiger Bestandteil des autogenen Trainings ist das Protokoll. Einmal täglich sollte der Übende aufschreiben, was er bei den drei Übungen erlebt hat. Das Befassen mit dem Erlebten ist eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg des Trainings, sowohl im Rahmen einer Therapie als auch im Rahmen des Trainings eines gesunden Menschen im Sinne einer allgemeinen Lebenshilfe.
Die Übungen der Mittelstufe
Allgemeines zur Mittelstufe
Wie auch bei der Katathym-Imaginativen Psychotherapie nach Hanscarl Leuner werden auch im autogenen Training die Übungen, die den Übergang zur Oberstufe bilden, in der „Mittelstufe“ zusammengefasst:
- die formelhafte Vorsatzbildung,
- das Gestalten vor und nach dem autogenen Training.
Die formelhafte Vorsatzbildung
Die Vorsatzformeln sollten mit dem Trainer besprochen werden, damit es nicht zu Störungen kommt. Neben der Vermeidung von Negativem sollten die Formeln kurz und klar sein. Also etwa: „ich bleibe gelassen“, oder „Geräusche ganz gleichgültig“. Diese Formeln werden am besten an die Ruheformel angehängt, also etwa: „ich bin ganz ruhig und bleibe gelassen“.
Die Technik der Vorsatzbildung erinnert an die Methode von Émile Coué, der gute Erfolge mit „automatisierter“ Autosuggestion erzielte, etwa mit der Formel „Geht schon besser, geht schon besser“ oder „Muss ruhig sein“ oder gar abgekürzt: „Murusei“. Im Unterschied zu den Formeln von Coué enthalten die Formeln im autogenen Training niemals Negatives (also keine Wörter wie „nicht“ oder „nein“) und auch keine Andeutungen von Zwang, zum Beispiel das Wort „muss“.
Das Gestalten vor und nach dem autogenen Training
Dieses Teilverfahren des autogenen Trainings wurde von Heinrich Wallnöfer in den 1970er Jahren mit Kollegen des psychotherapeutischen Seminars der Wiener psychiatrischen Klinik entwickelt. Es besteht darin, dass die Übenden vor dem Training mit Mitteln wie Stiften, Wasserfarben, oder Knetmasse etwas gestalten; dabei werden klassischerweise die acht Farben des umstrittenen Lüscher-Farbtests vorgegeben. So sollen die Übenden ungehemmt die Hände arbeiten lassen, entsprechend dem von Marianne Martin verwendeten Ansatz „Schau, was deine Hände machen.“ Weil die Übenden dadurch vergleichsweise häufig zu psychoanalytischen Erkenntnissen gelängen, werden diese Gestaltungsübungen als guter Übergang zur Oberstufe angesehen.
Die Übungen der Oberstufe
Entwicklung der Oberstufe
J. H. Schultz hat 1929 eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel „Gehobene Aufgabenstufen im Autogenen Training“ beim vierten „Kongress für Psychotherapie“ in Bad Nauheim veröffentlicht. Er erwähnt in dieser Arbeit die Möglichkeit einer Auto-Psychoanalyse „oft bis zu überraschender Tiefe“. Er hat eine auch noch heute gültige Oberstufentechnik entwickelt, die Wolfgang Luthe in der Folge in den angelsächsischen Sprachraum brachte (Autogenic Meditation).
7J. H. Schultz verlangte für Trainer, die mit der Oberstufe arbeiten wollten – dabei dachte er damals vorwiegend an Ärzte – eine gründliche analytische Schulung.
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Übungen der Oberstufe in verschiedenen Schulen
Die Übungen der Oberstufe lauten wie folgt:
- Eine „beliebige“ Farbe auftreten lassen und „Auffinden der Eigenfarbe“.
- Objekte erscheinen lassen.
- Abstrakte Gegenstände „schauen“.
- Gefühlszustände erleben – „Eigen-Gefühl“ erfahren.
- Andere Menschen sehen.
- Fragen an das Unbewusste.
Klaus Thomas hat für die Oberstufe ein Übungsset entwickelt, das sehr viele Hilfen und ausgedehnte Autosuggestionen anbietet, während J. H. Schultz immer mit absolut identischen, kurzen Formeln arbeitete, weil er großen Wert auf das ständige Konditionieren legt. Thomas hat sogenannte „Reisen“ ins Übungsset der Oberstufe eingebaut, zum Beispiel die „Reise auf den Meeresgrund“ oder die „Reise auf den Berg“. Diese Reisen wurden von manchen anderen Schülern von J. H. Schultz übernommen.
Aus den beiden ersten Oberstufenformen von J. H. Schultz und Klaus Thomas haben sich bei verschiedenen Trainern weitere individuelle Formen der Oberstufe entwickelt.
Autogene Imagination
Die sogenannte autogene Imagination (auch
Absolut abstinente analytische Form) ist eine Form der Oberstufe des autogenen Trainings, die von Hartmut Kraft entwickelt wurde und ganz ohne Formeln auskommt. Die Trainierenden malen zuerst ein Stimmungsbild und schreiben dann auf die Rückseite einen Stimmungstext. Weitere Vorgaben gibt es nicht. So werden Tagträume festgehalten und den anderen Trainierenden vorgestellt. Die Teilnehmer üben sich darin, „autogen“, also aus eigener Kraft, mit dem Material umzugehen.
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Die analytische Oberstufe
Die analytische Oberstufe wurde von Heinrich Wallnöfer vorwiegend aus den Ansätzen von J. H. Schultz, Klaus Thomas und Wolfgang Luthe entwickelt. Das Wesentliche ist der Einbau psychoanalytischer Techniken in das Verfahren. Das Hauptanliegen ist, dass der Trainierende sich selbst gegenüber die sogenannte gleichschwebende Aufmerksamkeit erlernt, wie sie Sigmund Freud vom Analytiker verlangte.
101112Die Techniken der analytischen Oberstufe sind:
- das Schweigen
- das schweigende, „aufmerksame“ Zuhören
- das „neutrale“, „abstinente“ Fragen
- das vorsichtige Hinweisen
- das genaue Wiederholen eines Satzes oder einer Passage
- die (vorsichtige) Deutung
- das Umgehen mit der Regression
- das Bearbeiten von auftretenden Symbolen
- das Aufdecken negativer Besetzungen
- das Bearbeiten von „Versprechern“ in den Formeln (auch schon Grundstufe)
- die Carte-blanche-Methode von Luthe
- die „verschwiegene“ Gruppe
- das analytisch-gruppendynamische Geschehen
Die Formeln der analytischen Oberstufe lauten:
- Freie Farbe (mit dieser Formel wird die analytische Oberstufe immer begonnen)
- Selbst gewählte Farbe
- Entstehen lassen einer Zitrone aus einem tiefen, satten Blau
- Entstehen lassen von Würfel, Kreis, Dreieck
- In das Meer tauchen und Aufwärtsbewegung auf einen Berg
- Freier und selbst gewählter abstrakter Begriff
- Freie und selbst gewählte andere Person
- Freies und gewähltes Gefühl
- Frage an das Unbewusste.
- Nach längerem Üben: sich selbst sehen
Hier dargestellt ist die Technik der Wahl der „Freien Farbe“ und das „Auffinden der Eigenfarbe“:
Siehe auch
- Progressive Muskelentspannung
Literatur
- J. H. Schultz: Das autogene Training (konzentrative Selbstentspannung). Versuch einer klinisch-praktischen Darstellung. Thieme, Leipzig 1932.
- J. H. Schultz: Das original Übungsheft für das autogene Training. Anleitung vom Begründer der Selbstentspannung. 24. Auflage. TRIAS, Stuttgart 2004, ISBN 3-8304-3157-0.
- J. H. Schultz: Das Autogene Training. In: Frankl, Gebsattel, Schultz: Handbuch der Neurosenlehre. Urban und Schwarzenberg, München/Berlin/Wien 1972, ISBN 3-541-05501-4, S. 339 ff.
- Henrik Brandt, Steffen Grose: Weniger Stress durch Autogenes Training. CD mit Begleitheft. Brandt, Lübeck 2004, ISBN 3-00-014701-2.
- Helmut Brenner: Autogenes Training – Der Weg zur inneren Ruhe. Pabst, Lengerich u. a. 2004, ISBN 3-936142-62-9.
- Joseph Garcia: Autogenes Training und Biokybernetik. Hippokrates Stuttgart, 1983, ISBN 3-7773-0594-4
- Delia Grasberger: Autogenes Training – Über 100 Anwendungen für Körper und Seele. 1. Auflage. Mit Übungs-CD. Gräfe und Unzer, München 2014, ISBN 978-3-8338-3414-1.
- Marita Hennig: Autogenes Training. Mit CD. Knaur, München 2003, ISBN 3-426-66849-1.
- Bernt H. Hoffmann, u. a.: Handbuch autogenes Training – Grundlagen, Technik, Anwendung. DTV, München 2000, ISBN 3-423-36208-1.
- Werner König, Gerhard di Pol, Gerhard Schaeffer: Fibel für Autogenes Training. 10. Auflage. Fischer, Jena u. a. 1996, ISBN 3-437-31130-1.
- Hartmut Kraft: Autogenes Training. Handbuch für die Praxis. 4. Auflage. Deutscher Ärzteverlag, Köln 2004, ISBN 3-7691-0454-4.
- Günter Krampen: Einführungskurse zum autogenen Training. Ein Lehr- und Übungsbuch für die psychosoziale Praxis. 2. Auflage. Verlag für Angewandte Psychologie, Göttingen 1998, ISBN 3-8017-1078-5.
- Hannes Lindemann: Autogenes Training. Der bewährte Weg zur Entspannung. Goldmann, München 2004, ISBN 3-442-16595-4.
- Alfred Pritz: (ED): Globalized Psychotherapy. Facultas, Wien 2002, ISBN 3-85076-605-5.
- Karl Robert Rosa: Das ist Autogenes Training. Kindler, München 1981, ISBN 3-463-00563-8.
- Karl Robert Rosa: Das ist die Oberstufe des Autogenen Trainings. ISBN 3-463-00610-3.
- Aljoscha Schwarz, Anja Schwarz: Autogenes Training. ISBN 978-3-8354-0608-7.
- Franz Sedlak, Renate Chiba: Die besonderen Chancen der Autogenen Psychotherapie. Sedlak (EV), Wien 2005, ISBN 3-9500979-8-8. (Download: [http://www.oegatap.at/ ÖGATAP])
- Heinrich Wallnöfer: Gesund durch Autogenes Training/Autogene Psychotherapie. Novum, Horitschon/Wien/München 2003, ISBN 3-902324-63-5.
- Heinrich Wallnöfer: Seele ohne Angst. Naglschmid Stuttgart 1992, ISBN 3-927913-30-8.
- Heinrich Wallnöfer: Auf der Suche nach dem Ich. Naglschmid, Stuttgart 1992, ISBN 3-927913-31-6.
- Daniel Wilk: Autogenes Training – Ruhe und Gelassenheit lernen. 3. Auflage. Huber, Bern 2004, ISBN 3-456-84102-7.
Weblinks
- [http://www.planetsenior.de/autogenes_training/ Ratgeber Autogenes Training – Körperhaltung, Übungsablauf, Grundübungen, Formelbildung]
- [http://www.psychologie-aktuell.net/autogenes-training.html Beschreibung der einzelnen Übungen]
- [http://www.dgaehat.de/ Deutsche Ärztliche Gesellschaft für Hypnose und Autogenes Training – Fachgesellschaft mit Liste ärztlicher AT-Therapeuten]
Einzelnachweise
1 J. H. Schultz: Das autogene Training. Konzentrative Selbstentspannung. Stuttgart 1970
2 A. Pritz:
Einhundert Meisterwerke der Psychotherapie. Springer, Wien/New York 2008.
3 https://www.g-ba.de/downloads/62-492-958/PT-RL_2014-10-16_iK-2015-01-03.pdf
4 http://www.vgkk.at/portal27/portal/vgkkportal/channel_content/cmsWindow?action=2&p_menuid=8427&p_tabid=4&p_pubid=60539 Vorarlberger Gebietskrankenkasse
5 J. H. Schultz:
Über Narkolyse und autogene Organübungen. Zwei neue psychotherapeutische Methoden. In:
Medizinische Klinik. 22, 1926, S. 952–954. Auch in D. Langen:
Der Weg des Autogenen Trainings. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1968.
6 J. H. Schultz:
Das autogene Training. 13. Auflage. S. 24.
7 W. Luthe:
Autogenic Therapy. Vol. I.: J. H. Schultz, W. Luthe:
Autogenic Methods. S. 142 ff.
8 J. H. Schultz:
Das Autogene Training. In:
Grundzüge der Neurosenlehre in 2 Bänden. Urban und Schwarzenberg, München/Berlin/Wien 1972, Bd. 1, S. 369, S. 11 ff.
9 H. Kraft:
Autogenes Training, Methodik, Didaktik und Psycho Dynamik. 3. Überarbeitete und erweiterte Aufl. Hippokrates, Stuttgart.
10 H. Wallnöfer:
analytische Techniken in der Oberstufe des Autogenen Trainings. In:
Journal für Autogenes Training und allgemeine Psychotherapie. 4 (1–4), S. 75–96.
11 G. Stumm, A. Pritz:
Wörterbuch der Psychotherapie. Springer, Wien/New York 2000.
12 A. Pritz:
Globalized Psychotherapy. facultas, Wien.