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Fachartikel


Schmerzhaftes Schweigen: "... vor Jahren als Kind mißbraucht"
von Robert Karbiner
Rund 10% aller Erwachsenen in Europa, den USA und Kanada wurden als Kind oder Jugendliche/r sexuell missbraucht oder vergewaltigt. Zwei Drittel der Opfer sind Frauen, ein Drittel Männer, sie stammen aus allen sozialen Schichten. Genaue Zahlen sind nicht feststellbar, da die Dunkelziffer extrem hoch ist.
Aus Angst vor Bloßstellung, Demütigung oder Gewaltanwendung durch den Täter halten Betroffene vielfach den sexuellen Mißbrauch geheim, wodurch sie häufig lange Zeit sehr einsam sind. Erfahrungsgemäß dauert es viele Jahre, bis sie den Mut fassen oder psychisch in der Lage siind, Hilfe für sich in Anspruch zu nehmen.
Jahrelang können solche Erlebnisse von den Opfern zur Seite geschoben werden, bis sie durch ihre Langzeitkonsequenzen wieder an die Oberfläche kommen: Angststörungen, Panikattacken, Schuldgefühle, Depressionen, sozialer Rückzug, Gedächtnisstörungen, sexuelle Störungen oder auch psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Herzklopfen, Schweißausbrüche oder Schlafstörungen.
Erschreckend ist auch die hohe Selbstmordrate bei Opfern - mit ca. 20% liegt sie höher als bei depressiven Menschen.
Es fehlt den Opfern meist das Vertrauen in sich selbst, die Beziehung zum eigenen Körper und zu anderen Menschen.
Sexueller Mißbrauch löst bei Opfern eine Reihe verwirrender Gedanken und Gefühle aus wie z.B.: ... ich ich für das Geschehene verantwortlich ... wenn das jemand weiß, was passiert dann mit mir? ... Viele Menschen fühlen sich verraten und verzweifelt. Sie fürchten sich auch davor, erneut mißhandelt zu werden und haben Sorgen, dass man ihnen ansehen könnte, dass sie missbraucht wurden. Sie zweifeln häufig an ihrer eigenen Wahrnehmung, fühlen sich schuldig, ohnmächtig, hilflos und wütend. Sie haben auch Angst davor, dass sie nicht mehr aufhören können zu weinen oder in ihrer Wut Unheil anrichten könnten.
Tiefe seelische Verletzungen können nicht ungeschehen gemacht werden. Es kann aber im Laufe eines therapeutischen Prozesses behutsam, mit Unterstützung und Mut dieses Geschehen ins Bewußtsein gehoben und bearbeitet werden.
Die Genesung ist zumeist langwierig und mit seelischen Schmerzen verbunden, aber sie lohnt den Kampf. Der Schmerz nimmt mit der Zeit ab und aus bloßem "Überleben" wird ein selbstbestimmtes Leben.

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