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So 12 Apr Je unsicherer das Selbst, desto gigantischer seine Investitionen in Sicherheit. (Andreas Tenzer) Geschieht heute irgendein Unglück, sei es eine Naturkatastrophe, ein tragischer Unfall, ein Terroranschlag oder ein zum Massenmord erweiterter Suizid, können wir regelmäßig beobachten, dass sofort alle möglichen Experten und Medienleute nach noch mehr Sicherheitsmaßnahmen rufen. Kinder lernen heute ganz selbstverständlich mit Helm und Knieschützern und spezieller Kleidung Rad zu fahren. Noch vor einer Generation gab es diese Sicherheitsvorkehrungen nicht. Wenn Jugendliche heute Alkohol trinken, wird das schnell als „Komasaufen“ bezeichnet und nach noch mehr Gesetzen gerufen. Die Genderung der Sprache, die Mülltrennung, die Ernährung – das alles wollen viele heute gesetzlich regeln. Und manchmal frage ich mich, wo da die Menschlichkeit und das miteinander Reden bleiben. Der Zeitgeist und die Mode sind flüchtig. Für einen denkenden, selbstverantwortlichen Menschen lohnt es sich, ab und zu zu hinterfragen, was jetzt angeblich modern ist. Momentan sind wir kollektiv zu Sicherheitsfanatikern geworden. Wir wollen uns gerne gegen alles und jedes absichern, wir streben nach Perfektion und Unverwundbarkeit. Vielleicht deshalb, weil wir in unsicheren und verunsichernden Zeiten leben. Dieser Wahn ist aber unmenschlich, unnatürlich und vor allem unlebendig (vgl. Artikel „Die Sicherheits-Illusion“). Das übermäßige Streben nach Sicherheit und Perfektion ist immer ein Anzeichen für eine Neurose. Der gesunde Mensch lässt sich auf das Leben mit all seinen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten ein und er kann gelassen davon ausgehen, dass er mit vielen Schwierigkeiten fertig werden wird, weil ihm das auch in der Vergangenheit gelungen ist. Werbung und Medien möchten uns gerne glauben machen, der moderne Mensch unserer Zeit sei groß, schlank, sonnengebräunt, beruflich erfolgreich, wohlhabend, wohlriechend, ständig lächelnd und 24 Stunden am Tag glücklich, ...
Aggression Angst Germanwings Kopilot Gewalt Perfektionismus Sicherheitsbedürfnis Unglücklichsein   Permalink

Fr 13 Feb Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen. (Epiktet) Fritz Perls soll einmal gesagt haben: „Wer eine Lebensversicherung abschließt IST schon tot!“ Er meinte damit, dass die Idee, das Leben versichern zu wollen uns bereits vom Strom des Lebens, von der Lebendigkeit abgetrennt hat. Sein auch gerne zitierter Satz: „Der gesunde Mensch hat keinen Charakter“, geht in die gleiche Richtung, wenn man ihn so versteht, dass der gesunde Mensch nicht berechenbar, sondern lebendig und spontan ist. Ein charaktervoller Mensch wäre dieser Definition zu Folge ein Mensch, der absolut berechenbar und immer gleich reagiert. Während ein lebendiger Mensch spontan, seinen Gefühlen, Gedanken und Empfindungen im HIER und JETZT gemäß reagiert und handelt. In Zeiten von Terroranschlägen, wirtschaftlichen Krisen, hohen Arbeitslosenzahlen und tödlichen Seuchen wird das Bedürfnis nach Sicherheit bei den Menschen besonders groß. Noch mehr Überwachung, noch mehr staatliche Interventionen, ein perfekt funktionierendes Gesundheitssystem und immer mehr Versicherungen sollen garantieren, dass uns nichts passieren kann. Doch ist das überhaupt möglich? Alles Lebendige verändert sich unentwegt, der Versuch, es in immer engere Grenzen zu zwängen, tötet alles Lebendige in uns. Wir sind dann scheintote Zombies, die nichts mehr wagen, kein Risiko mehr eingehen, jeden kleinsten Konflikt mit dem Coach oder Psychologen besprechen und uns immer mehr in eine Scheinwelt totaler Sicherheit begeben. In den letzten Jahren fällt mir auch auf, dass immer mehr Klientinnen und Klienten in psychologische Beratung oder Psychotherapie kommen mit dem impliziten oder ausgesprochenen Anliegen, perfekter zu funktionieren und am besten absolute Sicherheit in allen Dingen, die sie tun, zu erlangen. Wenn ich diesen Auftrag in die Sprache der Gestalttherapie übersetzen würde, so lautete er: „Bitte lieber Therapeut treibe mir alle Menschlichkeit aus!“ In gewisser Weise entspricht das natürlich dem Zeitgeist. ...
Angst Gestalttherapie Sicherheit Sicherheitsbedürfnis Todesangst   Permalink


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