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Fr 13 Mär Von Seiten der Behörden sind wir in Zeiten des grassierenden Corona-Virus aufgefordert, uns regelmäßig die Hände zu waschen, Abstand zu Mitmenschen zu halten, Augen und Nase nicht mit den Händen zu berühren und soziale Kontakte auf das Notwendigste einzuschränken. Doch was können wir psychohygienisch tun, um unsere Angst zu bewältigen und unser Abwehrsystem zu stärken? Wir wissen aus der Psychoneuroimmunologie, dass Angst und dauerhafter Stress unser Immunsystem beeinträchtigen. Einige Menschen reagieren in der derzeitigen Situation besonders ungünstig und steigern sich in eine Panik hinein, die die Aufnahme sachbezogener, wichtiger Informationen beeinträchtigt und ihr Immunsystem schwächt. Es gibt einige Maßnahmen, die hier gegensteuern könnten: Versuchen Sie, sich nicht den ganzen Tag der Nachrichtenflut auszusetzen. Informieren Sie sich, soweit das möglich ist, einmal am Tag gründlich über aktuelle Entwicklungen und meiden Sie darüber hinaus soziale Medien und Nachrichtensendungen. Lenken Sie sich mit Tätigkeiten ab, die Ihnen angenehm sind (z.B.: Musik hören, lesen, Serien schauen, Hobbys). Definieren Sie in Ihrem persönlichen Umfeld coronafreie Zonen, zeitlich und räumlich. Das könnte beispielsweise so aussehen, dass nach 20 Uhr nicht mehr über Corona gesprochen werden darf oder die Küche zum Corona-Gesprächstabu erklärt wird. Humor stärkt unser Immunsystem. Lesen Sie Satire-Zeitungen, erzählen Sie sich Witze, versuchen Sie den tierischen Ernst dieser Tage wenigstens zeitweilig zu unterbrechen. Versuchen Sie, sich möglichst gesund und ausgewogen zu ernähren, um Ihr Immunsystem zu stärken. Falls ihr Schlaf beeinträchtigt sein sollte, lassen Sie sich von Ihrer Apothekerin/Ihrem Apotheker beraten. Es gibt eine Reihe pflanzlicher Mittel, die unseren Schlaf verbessern können, ohne Abhängigkeitspotenzial und weitgehend ohne Nebenwirkungen. Denken Sie daran, vernünftige und realistische Einschätzungen gelingen nur, wenn wir uns nicht in einem psychischen Alarmmodus (Aktivierung des limbischen Systems) befinden. ...
Angst Angstbewältigung Psychohygiene Psychoneuroimmunologie   Permalink

Mo 24 Aug Leben wie ein Baum, einzeln und frei, doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht. (Nâzım Hikmet) Die wissenschaftliche Psychologie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ordnung in die scheinbar unüberschaubare Vielfalt der Menschen zu bringen. Denn die Vielfalt dieser Welt und der Menschen ist uns nicht nur Freude, sondern auch Last. Bei so viel Unterschiedlichkeit entsteht schnell das belastende Gefühl von Verwirrung und Ausgeliefertsein. Das ist mit ein Grund, warum im Menschen schon früh das Bedürfnis entstand, Ordnungssysteme zu konstruieren, Vereinfachungen und Typologien. So wurden beispielsweise schon in der griechischen Antike vier Temperamente unterschieden, der Choleriker, Sanguiniker, Phlegmatiker und Melancholiker. Das System wird Empedokles zugeschrieben und wurde von Galen weiterentwickelt. Möglicherweise ist es aber ägyptischen Ursprungs, also noch wesentlich älter. Die Temperamente-Lehre gilt heute wissenschaftlich als überholt und doch gibt es auch heute zahlreiche psychologische Typologien, die auf dieser Zahl Vier beruhen. So etwa die vier Typen C.G. Jungs (2006), der Fühl-, Denk-, Empfindungs- und Intuitionstypus, des Weiteren die vier Grundformen der Angst von Fritz Riemann (2003) oder auch die vier Grundbedürfnisse von Klaus Grawe. Riemann unterschied vier Grundformen der Angst, nämlich den schizoiden Typus, der Angst vor der Hingabe hat, den depressiven Typus, der Angst vor der Selbstwerdung hat, den zwanghaften Typus, der Angst vor Veränderung hat und den hysterischen Typus, der Angst vor den Notwendigkeiten und Gesetzmäßigkeiten des Lebens hat. Diese Typologie scheint als grobe Orientierung sehr bedeutsam für viele Psychologen und Psychotherapeuten zu sein, liegt das Buch "Grundformen der Angst" doch mittlerweile in der 41. Auflage vor. Noch nicht ganz so alt ist das Modell der vier Grundbedürfnisse von Klaus Grawe (2004). Er meinte, dass der Mensch vier Grundbedürfnisse hätte, nämlich das Bedürfnis nach ...
Abwehrmechanismus Angst Grundbedürfnis Kontaktunterbrechung Typologie   Permalink

So 12 Apr Je unsicherer das Selbst, desto gigantischer seine Investitionen in Sicherheit. (Andreas Tenzer) Geschieht heute irgendein Unglück, sei es eine Naturkatastrophe, ein tragischer Unfall, ein Terroranschlag oder ein zum Massenmord erweiterter Suizid, können wir regelmäßig beobachten, dass sofort alle möglichen Experten und Medienleute nach noch mehr Sicherheitsmaßnahmen rufen. Kinder lernen heute ganz selbstverständlich mit Helm und Knieschützern und spezieller Kleidung Rad zu fahren. Noch vor einer Generation gab es diese Sicherheitsvorkehrungen nicht. Wenn Jugendliche heute Alkohol trinken, wird das schnell als „Komasaufen“ bezeichnet und nach noch mehr Gesetzen gerufen. Die Genderung der Sprache, die Mülltrennung, die Ernährung – das alles wollen viele heute gesetzlich regeln. Und manchmal frage ich mich, wo da die Menschlichkeit und das miteinander Reden bleiben. Der Zeitgeist und die Mode sind flüchtig. Für einen denkenden, selbstverantwortlichen Menschen lohnt es sich, ab und zu zu hinterfragen, was jetzt angeblich modern ist. Momentan sind wir kollektiv zu Sicherheitsfanatikern geworden. Wir wollen uns gerne gegen alles und jedes absichern, wir streben nach Perfektion und Unverwundbarkeit. Vielleicht deshalb, weil wir in unsicheren und verunsichernden Zeiten leben. Dieser Wahn ist aber unmenschlich, unnatürlich und vor allem unlebendig (vgl. Artikel „Die Sicherheits-Illusion“). Das übermäßige Streben nach Sicherheit und Perfektion ist immer ein Anzeichen für eine Neurose. Der gesunde Mensch lässt sich auf das Leben mit all seinen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten ein und er kann gelassen davon ausgehen, dass er mit vielen Schwierigkeiten fertig werden wird, weil ihm das auch in der Vergangenheit gelungen ist. Werbung und Medien möchten uns gerne glauben machen, der moderne Mensch unserer Zeit sei groß, schlank, sonnengebräunt, beruflich erfolgreich, wohlhabend, wohlriechend, ständig lächelnd und 24 Stunden am Tag glücklich, ...
Aggression Angst Germanwings Kopilot Gewalt Perfektionismus Sicherheitsbedürfnis Unglücklichsein   Permalink

Fr 13 Feb Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen. (Epiktet) Fritz Perls soll einmal gesagt haben: „Wer eine Lebensversicherung abschließt IST schon tot!“ Er meinte damit, dass die Idee, das Leben versichern zu wollen uns bereits vom Strom des Lebens, von der Lebendigkeit abgetrennt hat. Sein auch gerne zitierter Satz: „Der gesunde Mensch hat keinen Charakter“, geht in die gleiche Richtung, wenn man ihn so versteht, dass der gesunde Mensch nicht berechenbar, sondern lebendig und spontan ist. Ein charaktervoller Mensch wäre dieser Definition zu Folge ein Mensch, der absolut berechenbar und immer gleich reagiert. Während ein lebendiger Mensch spontan, seinen Gefühlen, Gedanken und Empfindungen im HIER und JETZT gemäß reagiert und handelt. In Zeiten von Terroranschlägen, wirtschaftlichen Krisen, hohen Arbeitslosenzahlen und tödlichen Seuchen wird das Bedürfnis nach Sicherheit bei den Menschen besonders groß. Noch mehr Überwachung, noch mehr staatliche Interventionen, ein perfekt funktionierendes Gesundheitssystem und immer mehr Versicherungen sollen garantieren, dass uns nichts passieren kann. Doch ist das überhaupt möglich? Alles Lebendige verändert sich unentwegt, der Versuch, es in immer engere Grenzen zu zwängen, tötet alles Lebendige in uns. Wir sind dann scheintote Zombies, die nichts mehr wagen, kein Risiko mehr eingehen, jeden kleinsten Konflikt mit dem Coach oder Psychologen besprechen und uns immer mehr in eine Scheinwelt totaler Sicherheit begeben. In den letzten Jahren fällt mir auch auf, dass immer mehr Klientinnen und Klienten in psychologische Beratung oder Psychotherapie kommen mit dem impliziten oder ausgesprochenen Anliegen, perfekter zu funktionieren und am besten absolute Sicherheit in allen Dingen, die sie tun, zu erlangen. Wenn ich diesen Auftrag in die Sprache der Gestalttherapie übersetzen würde, so lautete er: „Bitte lieber Therapeut treibe mir alle Menschlichkeit aus!“ In gewisser Weise entspricht das natürlich dem Zeitgeist. ...
Angst Gestalttherapie Sicherheit Sicherheitsbedürfnis Todesangst   Permalink

Di 16 Dez Wenn Sie weiterhin das tun, was Sie bisher getan haben, werden Sie weiterhin das bekommen, was Sie bisher bekommen haben. Therapieunerfahrene Klienten*) oder Menschen, die nicht im Traum daran denken, eine Therapie in Anspruch zu nehmen, haben häufig den Eindruck, dass ein Therapeut den ganzen Tag damit beschäftigt ist, seinen Klienten zu erklären, wie sie zu leben haben. Der Therapeut gäbe Tipps für ein gutes, glückliches Leben, vermittle Strategien und Verhaltensweisen, ähnlich wie ein Arzt, der eine Krankheit diagnostiziert und binnen weniger Minuten mit Medikament XY zur Hand ist, das alle seine Beschwerden beseitigt und idealerweise keine Nebenwirkungen hat. Oft ist es dann ziemlich überraschend für Klienten, die sich tatsächlich durchgerungen haben, eine Therapie zu beginnen, dass Therapeuten nichts dergleichen tun. Es mag vorkommen, dass ein Therapeut seine Klienten auffordert, etwas Bestimmtes auszuprobieren, um zu erleben, wie sich diese neue Verhaltensweise anfühlt. Allerdings immer unter der Voraussetzung, dass der Klient seine Wahlfreiheit behält und selbst herausfindet, was für ihn passend erscheint. Eine direkte Aufforderung: "Tun Sie das! Meiden Sie jenes!", wird ein guter Therapeut niemals oder jedenfalls höchst selten erteilen. Denn damit wäre nichts gewonnen. Ratschläge zu erteilen kann nicht Bestandteil guter Beratung oder Therapie sein. Der Klient hätte ja im Falle der Befolgung des Ratschlags nur zwei Optionen, die beide keine dauerhafte Veränderung bewirken können. Entweder befolgt er den Ratschlag des Beraters, der sich als erfolgreich herausstellt oder er befolgt ihn und scheitert erneut. In ersterem Fall, wäre er vom Therapeuten oder Berater abhängig geworden und hätte erneut eine Bestätigung erhalten, dass er selber keine Lösung finden KANN. In zweiterem Fall hätte er keinen Erfolg gehabt und hätte jetzt die Möglichkeit, den Therapeuten dafür verantwortlich zu machen. Auch hier wäre also kein Zugewinn an Autonomie oder ...
Entwicklung Neurose Psychotherapie Wachstum   Permalink

Mi 17 Sep "Es war einmal…" Das ist der Satz mit dem viele Märchen beginnen und genauso märchenhaft, phantastisch und weit weg mutet es an, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass Psychotherapie in den 1960-er und 1970-er Jahren nicht primär deshalb aufgesucht wurde, weil eine Krankheit vorlag. Vielmehr wollten die Menschen sich entwickeln, wollten ihr volles Potenzial entfalten und quasi im Nebenher vorhandene Symptome beseitigen. Depressionen, Angststörungen und Zwänge waren sicherlich auch damals schon bekannt. Aber ein viel wichtigeres Ziel, um eine Psychotherapie aufzusuchen, war Selbstverwirklichung, ein Begriff, den nicht zuletzt Abraham Maslow prominent gemacht hat. Man versteht darunter die möglichst weitgehende Realisierung der eigenen Ziele, Wünsche und Sehnsüchte oder das umfassende Verwirklichen der eigenen Anlagen. In der Hierarchie der Bedürfnisse steht Selbstverwirklichung an der Spitze, nach körperlichen Grundbedürfnissen, Sicherheitsbedürfnissen sowie dem Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung. Auch C.G. Jung schrieb im Grunde schon von dieser Hierarchie, wenn er davon ausging, dass in der Psychotherapie zuerst neurotische Symptome durchgearbeitet werden müssten und dann erst der Individuationsprozess begänne, jener Prozess bei dem der Mensch am Ende erst der werde, der er ist. Krankenbehandlung Auch heute noch gibt es diese zwei Motive, um eine Psychotherapie zu beginnen. Einerseits die Linderung oder Beseitigung von Krankheitssymptomen und andererseits die Persönlichkeitsentwicklung, wie das auch dem Gesetzestext (Psychotherapiegesetz, §1) entspricht: "Die Ausübung der Psychotherapie im Sinne dieses Bundesgesetzes ist die nach einer allgemeinen und besonderen Ausbildung erlernte, umfassende, bewußte und geplante Behandlung von psychosozial oder auch psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen mit wissenschaftlich-psychotherapeutischen Methoden in einer Interaktion zwischen einem oder mehreren Behandelten ...
Emanzipation Krankenbehandlung Selbstverwirklichung Sinnfrage Zeitgeist   Permalink

Do 14 Aug Weitaus die meisten Klientinnen*) kommen in eine Psychotherapie oder Beratung, weil sie ein Problem oder Symptom los werden wollen. Das könnte etwa so klingen: "Ich habe einen Job, der mir Freude macht, eine Beziehung, die ich überaus befriedigend finde und keine Schulden. Wenn da bloß diese Panikattacken nicht wären!" Die Idee der Klientin ist dann meist, dass nur dieses eine Symptom beseitigt werden müsse und alles wäre wieder in Ordnung. Diese Einstellung oder Haltung ist keine Frage der Intelligenz, sondern Folge einer völlig falschen "Erziehung" durch unser Gesundheitssystem. Ich möchte daher im folgenden zwei Personengruppen unterscheiden, nämlich die Gruppe der Patienten, die passiv Behandlung erwarten und die Gruppe der Klienten, die selbst etwas möchten und zumindest eine Idee davon haben, dass sie für ihre Schwierigkeiten und Symptome mitverantwortlich sind. Auch im Falle somatischer Erkrankungen erwarten einige Patienten, dass ihr einziger Beitrag zu ihrer Gesundung das Bereithalten ihrer e-card ist und den Rest der Arzt erledigen würde. Viele Ärzte mögen diese Haltung sogar noch unterstützen, etwa wenn sie bei Rückenschmerzen Spritzen verabreichen und nicht einmal darauf hinweisen, dass Physiotherapie, mehr Sport, regelmäßige Gymnastik, um Fehlhaltungen vorzubeugen, Psychotherapie und gesündere Ernährung weitere Möglichkeiten sein könnten, die Rückenschmerzen zu therapieren. Auch finanzielle Überlegungen mögen dabei eine Rolle spielen, schließlich verdient der Arzt mit so einer Spritze mehr als mit einer Überweisung zur Physiotherapie. Der grundsätzliche Denkfehler hier ist, dass immer noch zwischen somatischen und psychischen Erkrankungen unterschieden wird. Eine Überzeugung, die meiner Meinung nach nicht nur falsch ist, sondern den Selbstheilungskräften und der Eigenverantwortung von Klienten sogar entgegen wirkt. Schon Erwin Ringel hat gesagt, es gäbe nur psychosomatische Erkrankungen und solche, von denen wir noch nicht wüssten, dass sie psychosomatisch seien. ...
Klient Patient Psychosomatik   Permalink

Mi 30 Apr Es ist nicht entscheidend, was ich sage, sondern was der andere hört. (Martin Buber) Viele Menschen scheinen Harmonie und Frieden als sehr wichtigen Wert zu betrachten, insbesondere in ihren persönlichen Beziehungen. Und manchmal will es mir scheinen, dass wir hier in Österreich in einer besonders konfliktarmen oder konfliktscheuen Gesellschaft leben. Dabei ist es gerade die Auseinandersetzung, der Konflikt, ja unter Umständen sogar der handfeste Streit, der uns Weiterentwicklung ermöglicht und uns ein Gespür für uns selbst vermittelt. Stellen wir uns einen Roman vor, in dem niemals gestritten wird und immer nur Harmonie herrscht. Vermutlich würde niemand ein solches Buch kaufen wollen. Gute Geschichten leben ebenso sehr von Missverständnissen und Konflikten wie gute Beziehungen, seien sie nun beruflicher oder privater Natur. Das bedeutet nun nicht, dass wir ununterbrochen streiten müssen, es bedeutet aber, dass Konflikte, wo sie auftauchen, zur Sprache kommen müssen, damit wir uns weiterentwickeln können. In der Reibung und Auseinandersetzung mit anderen Menschen lernen wir nicht nur etwas über den anderen, sondern auch über uns selbst. Völlige Konfliktvermeidung resultiert häufig aus Angst und schadet Beziehungen oft mehr als sie nützt. In der Gestalttherapie kennen wir den Abwehrmechanismus oder die Kontaktunterbrechung der Konfluenz. Das Wort kommt vom lateinischen Wort confluere und bedeutet „zusammenfließen“. Als Konfluenz bezeichnet man deshalb den Vorgang des Ineinanderfließens zwischen zwei oder mehr Menschen. Es kommt zu einem Verlust der Wahrnehmung oder der Leugnung von Unterschieden zwischen Menschen. Die typische Folge davon ist, dass sie nicht länger verschiedener Meinung sind und sich gegeneinander reiben können. Der kreative Konflikt oder einfach der gute Kontakt wird für routinehafte Interaktionen aufgegeben, die flach, statisch und sicher sind (Zinker, 1982). Sind wir mit anderen Menschen konfluent, so fehlen uns die Kontaktgrenzen gegenüber der Umwelt. ...
Gestalttherapie Konflikt Konfluenz   Permalink

Fr 15 Nov Eine der häufigsten Fragen, die Menschen stellen, wenn sie eine Psychotherapie beginnen, ist die Frage Warum. - Warum bin ich immer so aggressiv? Warum wage ich es nie, meinen Mund aufzumachen, wenn der Chef mich anschreit? Warum befürchte ich ständig, eine schwere Krankheit zu haben? In vielen Fällen scheint hinter dieser Warum-Frage die magische Annahme zu stecken, dass nur diese eine Ursache gefunden werden müsste, um alle Probleme im Leben des betreffenden Menschen zu lösen. Allerdings funktionieren Menschen nicht wie Computer oder Roboter, bei denen man nur einen Schalter umlegen muss und alles läuft wieder einwandfrei. Was hier wie eine Plattitüde klingt, scheint doch eine fixe Idee vieler Menschen zu sein. Die Warum-Frage gilt in der Gestalttherapie daher aus gutem Grund als verpönt. Zum einen, weil es darauf eben nicht nur eine einzige, sondern unzählige Antworten gibt und zum anderen, weil diese Frage zum Intellektualisieren verführt. Im Allgemeinen suchen wir in der Psychotherapie gemeinsam mit dem Klienten die für ihn gültige Wahrheit und wir bilden Hypothesen, die wir dann im Gespräch zu bestätigen oder zu verwerfen versuchen. Es ist aber nicht gesagt, dass die dann gefundene Erklärung für diesen Klienten für alle Zeit passen wird. Denn er entwickelt sich idealerweise ja auch lange nach der Therapie weiter und wird später andere Erklärungen finden, die ihm passender erscheinen und mehr erklären als die vorherige. In der Wissenschaft verhält es sich ja im Übrigen genauso. Ist erst einmal eine wissenschaftliche Theorie oder ein Paradigma gefunden, gilt sie vorerst als bewiesen. Nach vielen Jahren, Jahrzehnten und in einigen Fällen vielleicht Jahrhunderten, mehren sich dann die Ausnahmen, die nicht in diese Theorie passen. Zunächst wird dann versucht, die Ausnahmen so zurechtzubiegen und umzuinterpretieren, dass sie dennoch zur bisherigen Theorie passen. Irgendwann ist das aber nicht mehr möglich und es muss ein neues wissenschaftliches Paradigma entwickelt werden, das mehr erklärt als das vorige. ...
Gestalttherapie Neurose Warum-Frage   Permalink

Fr 18 Okt Veränderung geschieht dann, wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht zu werden, was er nicht ist. (Arnold R. Beisser) In vielen Menschen ist eine Sehnsucht nach Veränderung und gleichzeitig haben sie große Angst vor dem Neuen und Ungewissen. Denn der Mensch gewöhnt sich an alles. Und so ist uns das vertraute Unglück oft allemal lieber als das unbekannte Glück. Aber das ist nicht das einzige Hindernis, das echter Veränderung im Weg steht. Sehr häufig sind es auch falsche Vorstellungen, was denn Veränderung eigentlich sei. Nicht wenige Menschen stellen sich vor, sie seien Mensch A und müssten Mensch B werden. Jetzt bin ich faul, esse unglaublich viel, verbringe fünf Stunden am Tag mit fernsehen und morgen dann beginne ich Sport zu betreiben, Diät zu halten und das Fernsehen zur Gänze sein zu lassen. Derartige Vorstellungen sind nicht nur schwer zu erfüllen, sie sind sogar ganz und gar unmöglich. Ich kann niemals Wolfgang Amadeus Mozart oder Carl Gustav Jung werden, sosehr ich mich auch bemühte. Ich bin vielmehr Stefan Hofbauer und das einzige, was wirklich realistisch ist, ist mit jedem Tag mehr dieser Stefan Hofbauer zu werden. Die Geschichte von Rabbi Hillel*) bringt das Gesagte deutlich auf den Punkt: Rabbi Hillel, dem großen, weithin gerühmten, weisen Rabbi Hillel, der verehrt wurde von seinen Schülern und Anhängern, und doch ein ganz bescheidener, stiller Mann geblieben war, dem Rabbi Hillel gelang es, wie die chassidischen Legenden berichten, für einen kurzen Augenblick aus dem Jenseits zurückzukommen. So stark waren seine spirituellen Kräfte, so tief war seine Frömmigkeit, dass ihm solches - ja - erlaubt war. Er lag auf seinem Sterbebett. Auch die großen, weisen, ganz verinnerlichten heiligmäßigen Lehrer sterben eines Tages. Seine Schüler, seine Anhänger rings aus dem ganzen Land, waren gekommen, um Abschied zu nehmen. Sie standen stumm betend um sein Bett und sahen, wie das Gesicht des Rabbi Hillel heller und heller, strahlend wie ein Licht wurde. ...
Veränderung   Permalink


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