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Welche Klient*innen sind bei Ihnen in der Psychotherapie besonders gut aufgehoben? - Menschen mit seelische Leidenszuständen, die länger andauern und/oder immer wiederkehren: etwa Ängste, Zwangserkrankungen, Neurosen, Depressionen, Panikattacken, Suchterkrankungen, Psychosen - Menschen mit psychosomatischen Beschwerden: etwa Herz-, Magen- und Darmbeschwerden, für die keine ausschließliche körperliche Ursache gefunden wird, Kopfschmerzen, Essstörungen u.v.m. - Menschen, die sich in länger andauernden psychosozialen Krisen befinden: Lebenskrisen, Beziehungsprobleme, Probleme in Partnerschaft oder Ehe, chronische Erkrankungen, Burnout - Menschen mit Persönlichkeitsstörungen - LGBTIQs (lesbische Frauen, schwule Männer, bisexuelle Menschen, Transmenschen, Transgender, intersexuelle Menschen, pansexuelle Menschen ...) und deren Angehörige - Menschen, die unter chronischen Erkrankungen leiden (etwa HIV) - Jugendliche |
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Wie kamen Sie zur Psychotherapie? Durch meine Arbeit in der Aidshilfe Salzburg, in der ich psychologische Beratung anbot. Bereits in meinem ersten Arbeitsjahr bin ich in Kontakt mit Menschen gekommen, die unter schweren psychischen Erkrankungen leiden (etwa schwere Phobien und Angststörungen, Psychosen, schwere Sucht) und habe gemerkt, dass ich mich durch die Ausbildung zum Psychotherapeuten nachqualifizieren sollte. Ich komme ja ursprünglich aus dem AHS-Lehramt (Unterrichtsfächer Katholische Religion und Geschichte) und hatte im Lehramtsstudium keinerlei psychologische Ausbildung. Da ich eine Psychotherapeutin im Team hatte, die mich durch ihre Haltung beeindruckt hat, habe ich beschlossen, den langen Weg der Ausbildung zum Psychotherapeuten zu gehen. 2015-2017 hatte ich dann zwei Jahre, in denen ich als Schauspieler professionell sehr aktiv war und weniger als Pädagoge und Berater gearbeitet habe. Doch im Laufe der Monate ist mir die psychosoziale Arbeit mit Menschen sehr abgegangen und hat mir vor Augen geführt, dass ich nicht dafür geschaffen bin, nur als Künstler tätig zu sein, sondern unbedingt meine Ausbildung zum Psychotherapeuten weiterverfolgen sollte. |
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Arbeiten Sie auch mit Berufskolleg*innen oder mit Expert*innen aus anderen Berufsgruppen zusammen? Ich arbeite u.a. in der Aidshilfe Salzburg und arbeite viel mit ÄrztInnen, Pflegepersonal und LehrerInnen zusammen. In meinem beruflichen Team befinden sich SozialpädagogInnen, eine Krankenschwester, ein Germanist, ÄrztInnen und SozialarbeiterInnen. Ich selbst habe folgende Berufsausbildungen: - klassischer Gesang - AHS-Lehrer (Katholische Religion/Geschichte) - Soziale Arbeit - Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision |
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Bieten Sie auch selbst Veranstaltungen an (Seminare, Workshops, Gruppen, Vorträge usw.)? Ja, MultiplikatorInnen-Schulungen (Workshops, Vorträge und Seminare) zu folgenden Themen: - Antidiskriminierungsarbeit und Menschenrechte - Sexuelle Vielfalt - Sexuelle Orientierungen - Pornographie/Sex im Internet/Medienkompetenz - Diversity - Sexualaufklärung für MigrantInnen - Interkulturelle Sexualaufklärung - Sexuelle Identität - Queer und Gender - Geschlechterrollen - Beziehungsformen - Schönheitsideale, Körper und Pubertät - Liebe, Partnerschaft, Beziehungsformen - Theaterpädagogische Erarbeitung des Themas Sexualität |
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Welches Ziel wollen Sie in Ihrem Beruf noch erreichen? In meinem Beruf ist der Weg das Ziel. Psychotherapeuten haben eine lebenslange Verpflichtung zu Fort- und Weiterbildungen, das ist auch das, was mir an diesem Beruf so gefällt. Freiberuflich möchte ich auch weiterhin als Schauspieler, Sprecher und Sänger aktiv bleiben. |
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Was bedeutet für Sie Glück? Potentiale zu verwirklichen, kreativ und künstlerisch tätig zu sein und das Gute, das mir selbst in meinem Leben widerfahren ist, an andere weiterzugeben. |
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Was ist Ihr Lebensmotto? 'Werde der, der du bist' |
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Welche wichtige Frage haben Sie in diesem Interview vermisst? Was ist es genau, was Sie an der Arbeit als Psychotherapeut bzw. Berater so fasziniert? |
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... und wie würden Sie darauf antworten? Mir sind seit meiner Kindheit immer wieder für mich wertvolle Menschen begegnet (etwa eine Lehrerin), die mir in meiner persönlichen Entwicklung weiter geholfen haben. D.h. ich habe viel Gutes, Schönes und Positives von anderen Menschen mitbekommen. Dieses Gute möchte ich nun privat, aber auch beruflich weitergeben. Natürlich ist das ein hohes Ziel und gelingt nicht immer, aber es gelingt oft. Es ist manchmal sehr erfüllend zu sehen, wie Menschen ihre Ressourcen und Stärken entdecken und wachsen. |
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Was ist Existenzanalyse? n der Logotherapie und Existenzanalyse arbeitet die Psychotherapeutin bzw. der Psychotherapeut mit Ihnen an Unklarheiten, Unentschiedenheiten und Verfremdungen Ihres Lebens. Sie/er unterstützt Sie dabei, Ihre eigene Gefühlswelt besser zu verstehen und ihre persönlichen Stärken, Ressourcen und Fähigkeiten zu wecken, die Ihnen helfen Ihre Belastungen und Problemen zu lindern bzw. zu einer Heilung zu gelangen. In der Existenzanalyse geht es um die Kernfragen „Kann ich sein, da wo ich bin?“, „Mag ich leben?“, „Darf ich so sein, wie ich bin?“ und „Wofür soll ich leben?“. Des Weiteren können auch Sinnprobleme, die z.B. bei Lebenskrisen, Verlusten und neuen Lebensabschnitten auftreten, behandelt werden. Somit zählt die Existenzanalyse zu den humanistischen Therapieschulen, wobei sie auch tiefenspsychologisch arbeitet und sich verschiedener Methoden, etwa Methoden aus der Verhaltenstherapie, bedient. |
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Was ist der Unterschied zwischen Beratung und Therapie? Beratung und Kurzzeittherapie arbeiten ziel- und lösungsorientierter als eine längere Psychotherapie und vermitteln Know How. Beratung/Kurzzeittherapie meint jede Vermittlung und Weitergabe von Kenntnissen, Kompetenzen, Informationen und Erfahrungen zu einem Lebensthema. Des Weiteren leitet Beratung/Kurzzeittherapie zum selbständigen Üben und Verhalten im Alltag an. Somit ist sie ressourcenorientiert und bindet die bereits vorhandenen Stärken und Fähigkeiten des Klienten/der Klientin in die Arbeit mit ein. Im Mittelpunkt stehen Informationen über Zusammenhänge und das Entdecken neuer Sinnperspektiven und Möglichkeiten, mit Lebenssituationen umzugehen. Das Ziel der Beratung/Kurzzeittherapie ist es, neue Wege zu entdecken, um ein Leben in Freiheit und Verantwortung führen zu können. Mögliche Themen einer Beratung/Kurzzeittherapie sind: - Krisenintervention - aktuelle Konflikte - Gefühle der Sinnlosigkeit und das Fehlen von Perspektiven - Entscheidungen und Entscheidungskonflikte - Sexualität - Partnerschaft - Trennungen oder Verluste - Schwierigkeiten mit der sexuellen Orientierung (etwa Homosexualität, Bisexualität) Transidentität/Transgender - Hilfe für Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen - soziale Problemlagen - neue Lebenssituationen, die überfordern - nach Unfällen - bei schweren oder chronischen Krankheiten - sozialarbeiterische Fragen - Älterwerden COACHING Beim Coaching stehen Fragen des beruflichen Alltags im Vordergrund. Mögliche Themen können sein: - konstruktive Kommunikationsformen - Burnout - Schwierigkeiten mit Klienten/Klientinnen - Führung - berufliche Rollen - Zusammenarbeit im Team - berufliche Krisen - Mobbing - Erschöpfung im Beruf - Work-Life-Balance - berufliche Herausforderungen - Neuorientierung Ziele sind etwa: - erweiterte berufliche und persönliche Kompetenzen - neue Perspektiven - Offenheit für Veränderungen - die Reflexion der beruflichen Rollen - Klarheit - Sinnfindung im Beruf - die Bearbeitung von Konflikten in Teams, mit Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern und Vorgesetzten Auch bei beruflichen Fragestellungen arbeite ich mit dem Menschenbild der Logotherapie und Existenzanalyse. Hierbei stehen die personalen Ressourcen, das Vertrauen in das eigene Erleben, die Entschleunigung und die Ausrichtung auf Sinn im Vordergrund. |