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Welche Klient*innen sind bei Ihnen in der Psychotherapie besonders gut aufgehoben? Ich arbeite einerseits mit Klientinnen und Klienten, die an Depressionen, geringem Selbstwertgefühl, Ängsten, Zwängen, Sozialphobien, Panikattacken, Essstörungen und psychosomatischen Krankheiten leiden. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit sind Paarbeziehungen: Ich begleite Paare, die an ihrer Beziehung arbeiten möchten, die vor der Entscheidung: 'Trennung/Zusammenbleiben' stehen oder sonstwie in der Krise stecken, außerdem KlientInnen, die an Coabhängigkeit leiden, oder Probleme haben, überhaupt intime Beziehungen einzugehen. Auch KlientInnen mit sexuellen Problemen - sei es deren Orientierung oder Ausdruck betreffend, sind willkommen und gut aufgehoben. Und nicht zuletzt begleite ich gerne KlientInnen, die sich persönlich weiterentwickeln möchten, neugierig auf ihre noch unentdeckten Talente und Potentiale sind und hierfür Unterstützung in Anspruch nehmen möchten. Klientinnen und Klienten, die sich gerne auch kreativ ausdrücken und die es schätzen, wenn auch der Körper in die psychotherapeutische Arbeit einbezogen wird, sind bei mir aufgrund meiner zusätzlichen Qualifikationen im Bereich der Gestaltpädagogik, der Expressive Arts Therapy und der Biodynamischen Körpertherapie an der richtigen Adresse. |
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Welche Klient*innen sollten eher NICHT zu Ihnen in Psychotherapie kommen? PatientInnen mit schwerer Drogen- oder Alkoholsucht, DemenzpatientInnen, PatientInnen mit Entwicklungsstörungen und mit schweren psychiatrischen Erkrankungen - aus dem Grund, weil ich hierfür nicht spezialisiert bin und glaube, dass es für diese Problematik fachlich besser ausgebildete KollegInnen gibt. Für die Arbeit mit Kindern ist meine Praxis nicht eingerichtet. |
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Wie kamen Sie zur Psychotherapie? In meiner Jugend interessierte ich mich schon für psychologische Zusammenhänge und Prozesse, ich las die Bücher meiner Mutter von Verena Kast, Erich Fromm und Eric Berne. Ich fühlte mich zu einer sozialen Tätigkeit hingezogen, leitete Kinder- und Jugendgruppen, bevor ich begann, an der Religionspädagogischen Akademie zu studieren. Mir gefiel an dieser Ausbildung besonders, dass so viel Wert auf die Persönlichkeitsentwicklung und Selbsterfahrung gelegt wurde. Damals las ich eine Menge über Traumdeutung, Märchen, Mythen und biblische Geschichten und ihre psychologischen Entsprechungen und war fasziniert davon, wie die Menschheit schon seit Urzeiten ihre Erfahrungen in Bildern und Geschichten weitergegeben und verarbeitet hat. Ich entdeckte, dass ich mich mehr zu einer therapeutischen als zu einer lehrenden Tätigkeit hingezogen fühlte, und machte nach dem Abschluss der Religionspädagogischen Akademie eine 3-jährige Selbsterfahrung und Ausbildung in Integrativer Gestaltpädagogik und Lebensberatung. In dieser erlebte ich erstmals Selbsterfahrungsprozesse in einer Gruppe. Ich war fasziniert von dieser spannenden Welt und ihren Möglichkeiten der Heilung und Selbstentfaltung, von der Vielfalt und Kreativität der methodischen Zugänge und Ausdrucksformen (Wir lernten Methoden des therapeutischen Spielens aus dem Psychodrama kennen, malten innere Bilder, formten Figuren aus Ton, stellten unsere Familiensysteme in der Gruppe auf usw..). Hier bekam ich ein erstes, methodisch vielfältiges Handwerkszeug für meinen späteren Beruf mit. In dieser Zeit begann mich besonders der Zusammenhang bzw. die erfühlte Einheit von Körper und Psyche zu beschäftigen. Das Thema Psychosomatik begleitete mich schon mein ganzes Leben hindurch: wie der Ausbruch einer bestimmten Krankheit mit meiner psychischen Befindlichkeit zusammenhängen könnte, oder was mein Körper durch eine bestimmte Krankheit oder Störung auszudrücken versucht... So schloss ich eine weitere Ausbildung in biodynamischer Körperpsychotherapie an. Parallel dazu besuchte ich verschiedene Massagekurse, beschäftigte mich mit Yoga, Tai Chi und Meditation. Und ich begann, als Biodynamische Körpertherapeutin und Heilmasseurin zu arbeiten. Damals wurde gerade der Beruf der Psychotherapie in Österreich gesetzlich verankert und mir wurde wichtig, eine auch in Österreich offiziell anerkannte Psychotherapieausbildung zu machen. Ich lernte ich die Personenzentrierte Therapie nach Carl Rogers näher kennen und war fasziniert von der Schlichtheit der Theorie und der Kraft, die in den Haltungen der Therapeutin liegen. Die Idee und das Erleben dessen, dass die therapeutische Beziehung das wichtigste Instrument der Heilung darstellt, hat mich immer wieder tief berührt und mich in meiner eigenen Selbsterfahrung sehr bereichert. In der langjährigen Ausbildung zur Personenzentrierten Psychotherapeutin konnte ich meine Persönlichkeit weiterentwickeln, in einem guten, förderlichen Klima wachsen und meine therapeutischen Fähigkeiten stärken und vertiefen - mehr und mehr 'das Selbst werden, das ich eigentlich bin.' (Rogers) |
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Arbeiten Sie auch mit Berufskolleg*innen oder mit Expert*innen aus anderen Berufsgruppen zusammen? Ja, die Zusammenarbeit mit KollegInnen ist mir sehr wichtig. Ich arbeite mit ÄrztInnen der Allgemeinmedizin, vor allem HomöopathInnen zusammen, mit Psychologinnen und anderen Psychotherapeutinnen, mit Feldenkraistrainern, PhysiotherapeutInnen, mit FachärztInnen der Psychiatrie und Neurologie und Gynäkologie. |
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Bieten Sie auch selbst Veranstaltungen an (Seminare, Workshops, Gruppen, Vorträge usw.)? Ja, ich biete regelmäßig körpereinbeziehende Gruppentherapien an, teils im wöchentlichen Setting, teils an Wochenenden - auch in Kooperation mit Kolleginnen (das aktuelle Programm finden Sie unter Veranstaltungen) |
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Was bedeutet für Sie Glück? Glück bedeutet für mich, bei allem, was immer wieder an Leid geschieht, Vertrauen ins Leben zu spüren, zu erleben, wie zwischenmenschliche Nähe, Verständnis und Liebe vieles heilen kann. Glück heisst für mich, Verständnis und Liebe für andere und mich selbst empfinden zu können und diese Gefühle auch mit anderen zu teilen. Glück heisst auch, die Schönheit und die Wunder der Natur und aller ihrer Wesen zu erleben und eine Verbundenheit mit allem spüren. Glück bedeutet für mich auch, einverstanden mit dem Leben, wie es ist und mit mir selbst, wie ich bin, zu sein. Und es bedeutet auch, das Leben mitzugestalten und schöpferisch tätig zu sein. |
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Was ist Ihr Lebensmotto? Gib jedem Tag die Chance, zum Schönsten deines Lebens zu werden. (Mark Twain) |
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Welche wichtige Frage haben Sie in diesem Interview vermisst? Was bedeutet der Beruf der Psychotherapie für Sie? |
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... und wie würden Sie darauf antworten? Einfühlsames Verstehen und Akzeptieren der anderen Person, Echtheit in der Beziehung und Präsenz in der momentanen Begegnung zu verkörpern, sind mir eine erfüllende Herausforderung. Als Psychotherapeutin zu arbeiten kommt meinem Interesse an anderen Menschen und ihrem Erleben entgegen. Außerdem beschäftige ich mich schon immer gern mit den grundsätzlichen und tiefen Fragen des Menschseins an sich. Ich finde es bereichernd, nachzuvollziehen, was ein anderer Mensch fühlt, wie sie oder er die Welt erlebt, was sie oder er befürchtet, liebt und ersehnt. Eine andere Person bei der Suche nach ihrem wahren Selbst und auf ihrem Entwicklungsweg begleiten zu können, ist etwas, das mich sehr berührt und auch mit Ehrfurcht erfüllt. Durch meine eigene Selbsterfahrung und den langen, intensiven Ausbildungsweg konnte ich einerseits ein theoretisches Wissen, aber auch eine Gewissheit aus dem eigenen Erleben heraus erwerben: über Lebensprozesse, Entwicklungen und Zusammenhänge zwischen Störungen in der Geschichte eines Menschen und seinem späteren Leiden. Dadurch fühle ich mich dieser beruflichen Aufgabe auch in einem professionellen Sinn gewachsen. |